Februar 2017

170202

ENERGIE-CHRONIK


Drei Care-Energy-Firmen haben Insolvenz angemeldet

Am 17. Februar haben gleich drei Unternehmen der Care-Energy-Gruppe ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt. Die Insolvenzanmeldung erfolgte vier Wochen nach dem plötzlichen Tod des Firmengründers Martin Richard Kristek, der am 21. Januar einem Herzinfarkt erlegen ist (170109). Die Nachfolger hatten zunächst verkündet, daß das dubiose Firmengeflecht weiterhin "voll handlungsfähig" sei und seine Geschäftstätigkeit "im Sinne Kristeks fortsetzen" werde. Offenbar dämmerte ihnen dann aber, daß die mehr als zweihundert Strafanzeigen wegen Insolvenzverschleppung und Betrugs, die bei der Hamburger Staatsanwaltschaft gegen Kristek eingegangen waren, sich nunmehr gegen sie richten würden. Jedenfalls behaupten sie nun, von der tatsächlichen Zahlungsunfähigkeit der Unternehmen nichts gewußt zu haben. Da Kristek der alleinige Geschäftsführer gewesen sei, hätten sie zuvor keine Gelegenheit gehabt, sich ein zutreffendes Bild von der Finanzlage zu machen.

Sonderlich überzeugend klingt das allerdings nicht. Schließlich waren es die engsten Vertrauten Kristeks, die nach dessen Tod die Leitung der drei Firmen übernahmen, die jetzt offiziell ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt haben. Im einzelnen handelt es sich um folgende Konstrukte:

Bemerkenswert ist, daß die Insolvenzanmeldung für alle drei Firmen-Konstrukte beim Amtsgericht Bremen erfolgte, obwohl sie im Hamburger Handelsregister eingetragen sind. An den Ermittlungsverfahren, welche die Hamburger Staatsanwaltschaft eingeleitet hat, ändert das freilich nichts. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde in allen Fällen der Bremer Rechtsanwalt Jan H. Wilhelm bestellt. In einer ersten Stellungnahme sah dieser sein Ziel darin, "nach Möglichkeit einen Geschäftsbetrieb im Energiebereich auf Basis der Zusammenarbeit der drei Unternehmen fortzusetzen". Es gehe darum, die drei Unternehmen "zu restrukturieren und zu sanieren". Angeblich verfügt Care-Energy noch immer über rund 12.500 Stromkunden und 2.000 Gaskunden in Deutschland sowie über 12.900 Kunden in Österreich. Laut der Wiener Zeitung "Kurier" (21.2.) ist die Regulierungsbehörde E-Control allerdings bereits dabei, Care-Energy die Genehmigung zum Stromvertrieb in Österreich entziehen.

Die Aufsichtsverfahren, welche die Bundesnetzagentur vor acht Monaten gegen Care-Energy einleitete (160602), haben bisher keine greifbaren Ergebnisse gebracht. Auf Nachfrage erklärte die Behörde: "Die Unternehmen wurden unter Fristsetzung und Androhung eines Zwangsgeldes von jeweils 1 Million Euro zur Auskunft zu Fragen der Zuverlässigkeit der Geschäftsleitung, der Leistungsfähigkeit, den Altkundenverträgen und dem Verhältnis zwischen der Care-Energy AG und der Expertos aufgefordert. Die Stellungnahmen der beiden Unternehmen werden derzeit geprüft, die Verfahren sind noch nicht abgeschlossen. Die Bundesnetzagentur wird sorgfältig prüfen, ob und gegebenenfalls welche Implikationen die Insolvenzverfahren auf die Aufsichtsverfahren der Bundesnetzagentur gegen die Care-Energy AG und die Expertos Unternehmens- und Wirtschaftsberatungs GmbH & Co. KG haben."

 

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