Februar 2017 |
170203 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der zwielichtige Stromanbieter Care-Energy verursachte im vergangenen Jahr rund ein Drittel aller Beschwerden, mit denen sich die Schlichtungsstelle Energie zu befassen hatte. Dies ergibt sich aus dem Tätigkeitsbericht 2016, den die Schlichtungsstelle am 1. Februar veröffentlichte. Nachdem drei Care-Energy-Firmen am 17. Februar ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt haben (170202), gehört die Schlichtungsstelle außerdem zum Kreis der Gläubiger und wird beim Insolvenzverwalter einen erheblichen Betrag geltend machen.
Der Wiederanstieg der Schlichtungsanträge im vergangenen
Jahr war ausschließlich auf die Geschäftspraktiken von Care-Energy
zurückzuführen.
|
In ihrem Tätigkeitsbericht schreibt die Schlichtungsstelle, daß der Wiederanstieg der Schlichtungsanträge im vergangenen Jahr ausschließlich auf ein einziges Unternehmen zurückzuführen sei, auf das mehr als 30 Prozent aller Anträge entfallen seien. Bei diesen Anträgen sei es hauptsächlich um solche Fälle gegangen, in denen die Kunden keine Verbrauchsabrechnungen erhielten oder vergebens auf die Auszahlung von ihnen zustehenden Guthaben warteten. Wie üblich, vermeidet die Schlichtungsstelle die namentliche Nennung des betreffenden Unternehmens. Es handelt sich aber eindeutig um den obskuren Energieanbieter Care-Energy, der damit die Nachfolge der Flexstrom AG angetreten hat, deren Geschäftspraktiken einst für eine ähnliche Flut von Beschwerden bei der Schlichtungsstelle gesorgt haben (130512).
Flexstrom hat immerhin die Entgelte gezahlt, die für die Schlichtung berechnet werden und stets von den Unternehmen zu tragen sind. Aus finanzieller Sicht war es deshalb für die Schlichtungsstelle sogar ein herber Verlust, als dieser "Hauptkunde" im April 2013 Insolvenz anmeldete (130401). Die Schlichtungsstelle mußte damals eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, um ihre weitere Zahlungsfähigkeit sicherzustellen (130512).
Anders bei Care-Energy: Wie kaum anders zu erwarten, hat dieses Unternehmen auch gegenüber der Schlichtungsstelle seine Zahlungsverpflichtungen zum großen Teil nicht erfüllt. Deshalb will diese nun vom Insolvenzverwalter die nicht bezahlten Schlichtungsentgelte einfordern. Die Erfolgsaussichten dürften allerdings gering sein.
Insgesamt gingen im vergangenen Jahr rund 6126 neue Schlichtungsanträge ein, die 323 Strom- oder Gasanbieter betrafen. In 61 Prozent der durchgeführten Schlichtungsverfahren konnte eine Einigung zwischen Verbraucher und Energieversorgungsunternehmen erzielt werden. Das ist vergleichsweise wenig gegenüber den 80 Prozent des Vorjahres. Aber auch diese Verschlechterung ist auf das destruktive Verhalten des "Hauptkunden" Care-Energy zurückzuführen, der sich nicht ausreichend am Schlichtungsverfahren beteiligte und beispielsweise Nachfragen der Schlichtungsstelle, ob er die ausgesprochenen Empfehlungen anerkenne, einfach nicht beantwortete.