Dezember 2008

081206

ENERGIE-CHRONIK


E.ON will Kraftwerks-Kapazitäten mit GDF Suez tauschen

Schon drei Wochen nach der Azeptierung seiner Verpflichtungszusage durch die EU-Kommission traf der E.ON-Konzern erste Vereinbarungen, mit denen er die Verpflichtung zum Verkauf seines Stromtransportnetzes und von 5000 MW Kraftwerkskapazitäten zu erfüllen gedenkt. Am 17. Dezember unterzeichnete er mit der belgischen Electrabel, die zum französischen Konzern GDF Suez gehört, eine Absichtserklärung über den Tausch von Kraftwerksbeteiligungen und Stromlieferverträgen mit einer Gesamtkapazität von rund 1.700 MW. Zugleich teilte er mit, daß er mit der Energie Baden-Württemberg (EnBW) ein Vorabkommen über den Verkauf der E.ON-Beteiligungen am Braunkohlekraftwerk Lippendorf (anteilig 446 Megawatt) und am Steinkohlekraftwerk Bexbach (anteilig 79 Megawatt) getroffen habe. Der Abschluß verbindlicher Verträge sei für das erste Halbjahr 2009 vorgesehen. Beide Transaktionen kommen nur zustande, wenn die EU-Kommission zustimmt.

Die beiden Vorabkommen bestätigen den Eindruck, daß die Auflagen der EU-Kommission kaum etwas an der oligopolistischen Struktur des Strommarktes ändern werden, sondern lediglich zu einer Europäisierung der bisher nationalen Oligopole führen. In diesem Sinne hatte der Europäische Verband der unabhängigen Strom- und Gasverteilerunternehmen (GEODE) die von E.ON eingegangenen Verpflichtungen als unzureichend kritisiert und prophezeit, daß sie "zu zusätzlichen Interessenverbindungen zwischen E.ON und den anderen großen europäischen Stromerzeugern führen und der Entstehung oligopolistischer Strukturen in ganz Europa Vorschub leisten" (081101).

Wenn die EU-Kommission dem beabsichtigten Tauschgeschäft zustimmt, würde E.ON auf Anhieb der drittgrößte Stromerzeuger Belgiens mit einem Marktanteil von zwölf Prozent. Der Konzern erhielte damit von Electrabel das Steinkohlekraftwerk Langerlo (556 Megawatt) und das Gaskraftwerk Vilvoorde (385 Megawatt) sowie Stromlieferverträge aus den Kernkraftwerken Doel 1, Doel 2 und Tihange 1 im Gesamtvolumen von rund 770 Megawatt mit Lieferpunkt in Belgien und den Niederlanden.

Im Gegenzug erhielte Electrabel von E.ON die Steinkohlekraftwerke Farge (350 Megawatt) und Zolling (449 Megawatt). Zudem würde Electrabel am Standort Zolling Gasturbinen mit einer Kapazität von 50 Megawatt sowie eine 50-Prozent-Beteiligung an einer Biomasseanlage (20 MW) erwerben. Ein weiterer Bestandteil der Vereinbarung ist die Kraftwerksgruppe Jansen. Dazu gehört das Pumpspeicherkraftwerk Reisach (99 Megawatt), das Laufwasserkraftwerk Trausnitz (1,8 Megawatt) sowie das Kraftwerk Tanzmühle mit einem Pumpspeicherkraftwerk (28 Megawatt) und einem Laufwasserkaftwerk (3,3 Megawatt). Des weiteren erhielte Electrabel Stromlieferverträge aus den Kernkraftwerken Krümmel, Gundremmingen und Unterweser im Gesamtvolumen von rund 700 Megawatt.

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