Juli 2008

080702

ENERGIE-CHRONIK


Auch Vattenfall will sein Transportnetz verkaufen

Der Vattenfall-Konzern will sein Stromtransportnetz ebenfalls verkaufen. Wie er am 25. Juli bekanntgab, sucht er nach Investoren, die an einer Übernahme der Vattenfall Europe Transmission GmbH interessiert sind. Auf der Grundlage eines "vertraulichen Informationspakets" sollen sie ein vorläufiges Angebot abgeben. Anschließend wird einem ausgewählten Kreis von Bietern ein genauer Einblick in die Geschäftslage des Transportnetzbetreibers gewährt, so daß sie ein bindendes Angebot abgeben können. Falls es zum Verkauf kommt, soll er spätestens in der ersten Jahreshälfte 2009 abgeschlossen sein. Vattenfall läßt sich bei den Gesprächen von der Citigroup beraten, die auch direkter Ansprechpartner für potentielle Investoren ist.

"Wir haben in den vergangenen Monaten intensiv alle Optionen geprüft und sind zu dem Schluß gekommen, dass ein Verkauf unseres Höchstspannungsnetzes an einen seriösen und finanzstarken Investor eine sinnvolle Lösung sein könnte", erklärte der Vattenfall-Vorstandsvorsitzende Tuomo Hatakka. Ein möglicher Erwerber müsse langfristig orientiert sein und substantielle Investitionen in den Netzausbau sicherstellen.

Der Widerstand der Bundesregierung gegen eine eigentumsmäßige Entflechtung der Transportnetze wird damit noch hinfälliger, als er es ohnehin schon war, nachdem sich der E.ON-Konzern mit der EU-Kommission auf den Verkauf seines Transportnetzes geeinigt hatte (080201). Offenbar sehen die großen Transportnetzbetreiber in diesem Bereich des Stromgeschäfts keine sonderlichen Gewinnaussichten mehr, nachdem die Regulierungsbehörde die Regie übernommen hat und in Kürze die "Anreizregulierung" beginnen wird. Auch die höhere Eigenkapitalverzinsung, die von der Bundesnetzagentur Anfang Juli zugestanden wurde (080710), ist da kein hinreichender Anreiz. Sie könnte aber den Netzkauf für solche Anleger attraktiver machen, die an einer nicht übermäßig profitablen, aber doch sicheren Kapitalanlage interessiert sind.

Mit einer Stromkreislänge von 9.500 Kilometern betreibt Vattenfall das drittgrößte der insgesamt vier deutschen Höchstspannungsnetze (380 bzw. 220 Kilovolt). Die anderen Transportnetzbetreiber sind RWE (11.500 km), E.ON (10.600 km) und EnBW (3.650 km). Die Vattenfall Europe Transmission GmbH beschäftigt rund 500 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von rund 3,3 Milliarden Euro.

RWE bietet sich vergebens als "Systemführer" an

Der RWE-Konzern widersetzt sich dagegen weiterhin einer eigentumsmäßigen Entflechtung der Transportnetze. Am 10. Juli machte RWE-Chef Jürgen Großmann den Vorschlag, "die Systemführerschaft für das Höchstspannungsnetz der vier deutschen Transportnetzbetreiber zu übernehmen". Auf diese Weise könne die von Politik und Bundesnetzagentur angestrebte einheitliche deutsche Regelzone ohne eigentumsrechtliche Entflechtung realisiert werden. Zusätzlich sei RWE bereit, die Netzausbauplanung in Deutschland zu koordinieren. Bei den drei anderen Transportnetzbetreibern fand dieser Vorschlag aber keine Zustimmung. E.ON-Chef Wulf Bernotat verwies gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen" (14.7.) darauf, daß nach dem Energiewirtschaftsgesetz jeder der vier deutschen Netzbetreiber für die Systemsicherheit in seinem Gebiet verantwortlich ist. Diese Verantwortung könne unter den heutigen Rahmenbedingungen nicht einfach auf einen anderen Netzbetreiber übertragen werden.

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