März 2003 |
030309 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Yello Strom GmbH hat sich von ihrem bundesweit einheitlichen Stromangebot verabschiedet. Stattdessen bietet sie seit Februar 2003 regional unterschiedliche Strompreise an. Im Durchschnitt sind die Preise höher als zuvor. Yello begründete die Anhebungen wie andere Stromanbieter mit der zunehmenden staatlichen Belastung des Strompreises, nannte aber als preistreibenden Faktor ausdrücklich auch die Netznutzungsentgelte, die nach wie vor zu hoch seien.
Interessenten können den für sie geltenden Preis auf der Yello-Webseite durch Eingabe der Postleitzahl erfahren. Er besteht aus einem monatlichen "Grundpreis" zuzüglich den verbrauchsabhängigen Faktoren "Strompreis" und "Regiopreis". Alle drei Größen sind variabel und offenbar auf die jeweilige Konkurrenzsituation vor Ort abgestimmt. Zum Beispiel zahlen Kunden in Bensheim oder Sigmaringen, wo die örtlichen Versorger relativ niedrige Preise bieten, mit 6,60 Euro für den Grundpreis und jeweils 6,6 Cent/kWh für Strom- und Regiopreis exakt soviel wie bisher. An den meisten anderen Orten wird jedoch erheblich mehr verlangt. Dies gilt nicht zuletzt für das Versorgungsgebiet der EnBW, die infolge entsprechender Preisgestaltung nun kaum noch Gefahr läuft, Kunden an die Tochter Yello zu verlieren (990804). Daß dieselben "Kampfpreise" wie in Bensheim und Sigmaringen zunächst auch für die Postleitzahl 70173 im Bereich der EnBW-Konzernschwester Neckarwerke ausgewiesen wurden, dürfte auf eine Panne bei der Erstellung des umfangreichen Zahlenwerks zurückzuführen sein.
Da die Postleitzahlen sich nicht mit den Netzbereichen decken, kann es sein, daß für Kunden derselben Gemeinde und derselben Straße verschiedene Angebote gelten. So haben die Stadtwerke Riesa herausgefunden, daß es einen Preisunterschied von rund zwanzig Euro im Jahr ausmacht, ob ein Yello-Kunde mit einem Jahresverbrauch von 2100 kWh in der Goethestraße 51 oder 53 wohnt. Die Stadtwerke seien jedoch in beiden Fällen günstiger.
Einige örtliche Stichproben, die Anfang März erhoben wurden, ergaben folgende Beispiele für die neue Preisgestaltung von Yello:
Postleitzahl | Ort | Grundpreis (Euro/Monat) | Strompreis (Cent/kWh) | Regiopreis (Cent/kWh) |
10319 | Berlin | 7,10 | 7,00 | 8,93 |
29410 | Salzwedel | 5,20 | 7,00 | 8,58 |
46325 | Borken | 8,50 | 7,00 | 5,46 |
46509 | Xanten | 6,20 | 7,00 | 7,80 |
47226 | Duisburg | 5,70 | 7,00 | 8,20 |
53474 | Bad Neuenahr | 8,70 | 7,00 | 7,18 |
59872 | Meschede | 8,70 | 7,00 | 7,18 |
64521 | Groß-Gerau | 4,20 | 7.00 | 8,03 |
64625 | Bensheim | 6,60 | 6,60 | 6,60 |
68136 | Mannheim | 5,90 | 7,00 | 9,08 |
69121 | Heidelberg | 10,90 | 7,00 | 6,89 |
70174 | Stuttgart | 7,10 | 7,00 | 8,93 |
72488 | Sigmaringen | 6,60 | 6,60 | 6,60 |
76131 | Karlsruhe | 9,80 | 7,00 | 7,15 |
81827 | München | 9,30 | 7,00 | 6,70 |
90408 | Nürnberg | 8,10 | 7,00 | 6,27 |
81827 | München | 9,30 | 7,00 | 6,70 |
91257 | Pegnitz | 9,90 | 7,00 | 5,97 |
99310 | Arnstadt | 7,90 | 7,00 | 9,16 |
Wie aus dieser Übersicht hervorgeht, beläuft sich der "Strompreis" in aller Regel auf 7,00 Euro und nur ausnahmsweise auf 6,60 Euro. Der "Grundpreis" und der "Regiopreis" schwanken dagegen sehr stark, wobei einem niedrigeren Grundpreis in der Regel ein höherer Verbrauchspreis - und umgekehrt - gegenübersteht.
Die jetzige Preisumstellung ist die gravierendste seit Bestehen von Yello. Die EnBW-Tochter riskiert damit den Verlust vieler Kunden, die sich nach Ablauf ihres alten Vertrags in einem ungünstigen Postleitzahlen-Bezirk wiederfinden. Anscheinend wird dies aufgewogen durch den Vorteil, den Wettbewerb nun regional und örtlich fokussieren zu können.
Als die Yello GmbH im August 1999 an den Start ging, offerierte sie ihren Strom bundesweit für 19 Pfennig pro Kilowattstunde bei einem monatlichen Grundpreis von 19 Mark (990802). Ab 2001 erhöhte sich der Arbeitspreis auf 22,48 Pfennig/kWh bei unveränderten Grundpreis (010118). Ab November 2001 zahlten Neukunden für den Grundpreis 6,6 Euro monatlich zuzüglich 6,6 Cent/kWh jeweils für "Netzpreis" und "Energiepreis" (011214). Nach jüngsten Angaben von EnBW-Chef Goll ("Handelsblatt", 14.3.) zählt Yello 900.000 Kunden und soll statt 2003 jetzt 2005 in die Gewinnzone kommen.