April 2020 |
200407 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der drastische Mangel an Regelenergie, der im Juni 2019 dreimal die Netzstabilität gefährdete (190701), war auf umfangreiche Marktmanipulationen zurückzuführen. Das ergibt sich aus einem internen Schreiben der Bundesnetzagentur an ihren politischen Beirat, über das die "Frankfurter Allgemeine" am 22. April berichtete. Demnach haben 52 Stromhändler aus elf Unternehmen große Mengen an Strom, die sie eigentlich ins Netz hätten einspeisen sollen, am Intraday-Markt verkauft, weil dort der Strompreis höher war als für die "Ausgleichsenergie", die für Unterspeisungen der Bilanzkreise zu zahlen war. Dadurch sei es zu "falschen oder irreführenden Signalen hinsichtlich des Angebots von Strom" gekommen, die den Mangel an Regelenergie zur Folge hatten. Insgesamt habe sich für 101 Handelssituationen der Verdacht auf solche unerlaubten Arbitrage-Geschäfte ergeben. Es sei aber noch nicht ganz klar, wer in den beteiligten Unternehmen die letztendliche Verantwortung für diese Praktiken trage, mit denen die Sicherheit der deutschen Stromversorgung gefährdet wurde.
Relativ glimpflich verliefen dagegen bisher die Aufsichtsverfahren gegen sechs Stromhandelsunternehmen, die von der Bundesnetzagentur verdächtigt wurden, ihren Verpflichtungen als Bilanzkreisbetreiber nicht nachgekommen zu sein (191001). Wie die Behörde am 21. April mitteilte, hat sie die beiden Unternehmen Energie Vertrieb Deutschland (EVD) und Optimax Energy gerügt, weil ihre Erzeugungsprognosen nicht stimmten. Diese Abmahnungen haben aber keine weiteren Folgen. Das Verfahren gegen Trailstone wurde eingestellt, weil sich die anfänglichen Verdachtsmomente nicht erhärten ließen. Die drei anderen Verfahren sind noch anhängig.