Juli 2017 |
170701 |
ENERGIE-CHRONIK |
"Smard" ermöglicht aufschlußreiche Einblicke in Stromerzeugung, Verbrauch, am Netz befindliche Erzeugungsleistung, Prognosen, Großhandelspreise oder das Verhältnis zwischen Exporten und Importen. Die obenstehende Grafik veranschaulicht, wie sich die Stromerzeugung am 20. Juli im Stundentakt entwickelte und welche Anteile die einzelnen Stromquellen hatten. Man sieht zum Beispiel, daß die Solaranlagen (gelb) nachts überhaupt keinen Beitrag geleistet haben, tagsüber aber zu Hochform aufliefen und alle anderen Stromquellen an Einspeisung übertrafen. Die auf die einzelnen Erzeugungsarten entfallenden Strommengen kann man sich wahlweise auch viertelstündlich oder über einen längeren Zeitraum anzeigen lassen. |
Die Bundesnetzagentur startete am 3. Juli die nationale Informationsplattform, die sie gemäß § 111d des Energiewirtschaftsgesetzes bis Monatsbeginn zu errichten hatte, um einer breiten Öffentlichkeit fortlaufend und detailliert den Zugriff auf die wichtigsten Daten zu Stromerzeugung und -verbrauch in Deutschland zu ermöglichen (160604). Die aktuellen Ergebnisse werden fast in Echtzeit übermittelt. Historische Daten lassen sich zurück bis 1. Januar 2015 auf den Bildschirm holen. Die Darstellung erfolgt wahlweise in grafischer oder tabellarischer Form. Die Plattform erhielt den Namen "Smard" und kann im Internet unter www.smard.de aufgerufen werden.
Wie im Gesetz vorgesehen, enthält die neue nationale Informationsplattform vor allem die Daten, die aufgrund der EU-Verordnung Nr. 543/2013 von den Übertragungsnetzbetreibern der ENTSO-E in Brüssel (090207) übermittelt und von dieser auf der europäischen Transparenzplattform transparency.entsoe.eu veröffentlicht werden. Aufbereitung und Visualisierung erfolgen jedoch in anderer Form. Beispielsweise lassen sich Erzeugung, Verbrauch und installierte Erzeugungsleistung entweder für das ganze Marktgebiet Deutschland-Österreich-Luxemburg, für jedes dieser drei Länder oder einzeln für jeden der insgesamt sechs Übertragungsnetzbetreiber aufrufen. Es wird detailliert aufgelistet, aus welchen Quellen sich die Stromerzeugung einer bestimmten Stunde, eines Tages, einer Woche, eines Monats oder eines Jahres zusammensetzt. Für einen Zeitraum von bis zu drei Tagen – sei es aktuell oder zurück bis 2015 – werden sogar die viertelstündlichen Ergebnisse angezeigt. Ferner können Daten zu Großhandelspreisen, Im- und Export und zur Regelenergie für unterschiedliche Zeiträume ermittelt und auch kombiniert abgerufen werden.
Darüber hinaus findet der Nutzer allgemein verständliche Artikel, die aktuelle Ereignisse am Strommarkt aufgreifen. Die Plattform wird durch die Bundesnetzagentur betrieben und inhaltlich kontinuierlich aktualisiert.
Weitere Informationen zur EU-Transparenzverordnung stellen die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber auf ihrer Plattform www. netztransparenz.de zur Verfügung, die seit 17. Februar 2014 die frühere Informationsplattform zur EEG- und KWKG-Umlage (www.eeg-kwk.net) abgelöst hat. Neben sämtlichen Verlautbarungen zur EEG- und KWKG-Umlage findet man hier nun auch ihre gemeinsamen Mitteilungen zu den Problembereichen Kapazitätsreserve, Redispatch, Regelleistung, Systemstabilisierung, Offshore-Haftungsumlage, abschaltbare Lasten oder § 19 StromNEV-Umlage. Ferner veröffentlichen sie hier ihre Vortagesprognosen und aktuellen Hochrechnungen zur erwarteten Einspeisung aus Wind- und Solarenergie in den jeweiligen Regelzonen von 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW. Für die gemeinsamen Veröffentlichungen zur Regelleistung und zu den Netzentwicklungsplänen gibt es dagegen weiterhin die separaten Webadressen www.regelleistung.net und www.netzentwicklungsplan.de.
Speziell an das Börsenpublikum wendet sich die Transparenz-Seite der EEX unter www.eex-transparency.com. Es handelt sich um die neu gestaltete Fortsetzung jener Plattform, die am 30. Oktober 2009 unter www.transparency.eex.com gestartet wurde und zunächst nicht sonderlich ergiebig war (091209). Die EEX sah sich damals heftigen Vorwürfen und Verdächtigungen ausgesetzt, weil die Transparenzdefizite rund um die Börse von einfluß- und kenntnisreichen Marktteilnehmern zu Preismanipulationen ausgenutzt würden (090803, 090502, 071105, 070404, 070301, 070106, 061205). In der Tat waren wichtige Marktdaten nicht allgemein zugänglich, was potente Insider begünstigte. Zum Beispiel waren Echtzeit-Daten von Kraftwerken nur als kommerzielle Dienstleistung und selbst dann nur fragmentarisch erhältlich (071008). Mit der Einrichtung der Transparenz-Seite der EEX wollten Börse, Großstromerzeuger und Übertragungnetzbetreiber solchen Vorwürfen begegnen. Für wirksame Abhilfe sorgte freilich erst eine EU-Verordnung "über die Integrität und Transparenz des Energiegroßhandelsmarktes", die unter dem englischen Kürzel REMIT bekannt ist. Sie wurde im Oktober 2011 erlassen und in den folgenden drei Jahren umgesetzt. Vor diesem Hintergrund hat die EEX ihre alte Transparenz-Seite am 2. September 2014 abgeschaltet und durch die neue Version ersetzt, die den REMIT-Anforderungen gerecht wird. Die Archivdaten der alten Seite für die Jahre 2013 und 2014 können von der Seite www.netztransparenz.de heruntergeladen werden.