Oktober 2007

071008

ENERGIE-CHRONIK


RWE und E.ON verbessern Information zu Kraftwerks-Kapazitäten

Die E.ON Energie veröffentlicht seit 22. Oktober unter www.eon-schafft-transparenz.de die Erzeugungsdaten ihrer Kraftwerke und gibt eine Vorschau auf die voraussichtlich zur Verfügung stehenden Erzeugungskapazitäten. Sie folgt damit dem Beispiel der RWE Power, die bereits seit 1. Juli unter www.rwepowerdisposition.com entsprechende Daten zur Verfügung stellt. Das Informationsangebot ist im wesentlichen identisch mit den Angaben, welche die beiden Großstromerzeuger schon seit April 2006 für die "Kraftwerksdaten" auf den Internet-Seiten der Strombörse EEX bereitstellen (060710). Neu ist allerdings, daß sie diese Informationen, die in die "Kraftwerksdaten" der EEX nur in anonymisierter Form eingehen, nun firmenspezifisch und sogar für einzelne Blöcke ihrer Großkraftwerke auf den eigenen Internet-Seiten anbieten. Außerdem versprechen sie, über ungeplante Kraftwerksausfälle ab 100 MW binnen 30 Minuten (E.ON) bzw. einer Stunde (RWE) zu informieren. RWE will spätestens im Januar 2008 noch einen Schritt weiter gehen und die Einspeisewerte jedes einzelnen Kraftwerkes im RWE-Erzeugungspark mit einer Leistung von mehr als 100 MW in Echtzeit über das Internet zur Verfügung stellen.

Die beiden größten deutschen Stromkonzerne wollen damit den Vorwurf entkräften, aufgrund ihrer beherrschenden Stellung bei der Großstromerzeugung über einen entsprechenden Einsatz bzw. die Verknappung von Kraftwerkskapazitäten die an der EEX ermittelten Börsenstrompreise manipulieren zu können. "Insbesondere Stromhändler und Stromeinkäufer, aber auch die Verbraucher werden von dieser Transparenz profitieren", hieß es dazu in einer Pressemitteilung von E.ON. "Aufgrund der vielen zusätzlichen Informationen über die Angebotssituation auf dem Erzeugungsmarkt ist es möglich, das Marktumfeld genauer zu analysieren und exaktere Preisprognosen zu treffen. Dies fördert den Wettbewerb. Zudem können z. B. Aufsichtsbehörden den marktkonformen Kraftwerkseinsatz der E.ON Energie leichter nachvollziehen."

"Wir wollen das Vertrauen in die Preismechanismen auf dem europäischen Markt stärken", umriß der Vorstandsvorsitzende der RWE Power, Ulrich Jobs, das Ziel dieser "konzernübergreifenden Transparenz-Offensive". Er appellierte außerdem an die EU-Kommission, die jetzt von RWE und E.ON praktizierten Transparenzkriterien als europaweit gültigen Standard zu definieren. Dies sorge für gleiche und faire Wettbewerbsbedingungen in der gesamten europäischen Stromindustrie.

Echtzeit-Daten von Kraftwerken sind bisher nur als kommerzielle Dienstleistung erhältlich

Die von RWE angekündigte Übertragung von Kraftwerksleistungen in Echtzeit würde einer Dienstleistung den Boden entziehen, auf die sich die Firma Powermonitor GmbH spezialisiert hat und die jeder Börsenteilnehmer oder sonstige Interessierte gegen entsprechendes Entgelt abonnieren kann: Sie liefert dann die aktuellen Erzeugungsdaten von rund zwei Dutzend deutschen Großkraftwerken rund um die Uhr auf den Bildschirm. Der Stromhändler erfährt so beispielsweise unverzüglich, wenn ein Kraftwerk ausfällt oder die Stromerzeugung aus anderen Gründen drastisch sinkt. Er kann dann auf die Verknappung des Stromangebots entsprechend reagieren. Die Information stammt in diesem Fall nicht vom Betreiber des Kraftwerks, sondern von Meßeinrichtungen, die außerhalb des Kraftwerks auf gemieteten Flächen unter den Hochspannungsleitungen installiert sind. Diese Meßeinrichtungen registrieren das magnetische Feld der Leitungen. Da das Magnetfeld je nach Stromfluß stärker oder schwächer ist, kann so die ungefähre Stromerzeugung der Kraftwerke ermittelt und per Funk weitergemeldet werden. Die Firma Powermonitor verspricht ihren Kunden, daß sie bei jeder signifikanten Veränderung des Status Quo an einem Kraftwerk binnen zwei Minuten einen Warnhinweis erhalten.

"Kraftwerksdaten" der EEX erfassen nahezu drei Viertel der öffentlichen Stromversorgung

An den "Kraftwerksdaten" der EEX, die zunächst nur von den vier deutschen Großstromerzeugern RWE (22446 MW), E.ON (21828), Vattenfall (14227 MW) und EnBW (9119 MW) bereitgestellt wurden, beteiligen sich inzwischen weitere Kraftwerksbetreiber aus Deutschland und Österreich. Es sind - der gemeldeten installierten Leistung nach - Verbund (3901 MW), EVN (1305 MW), Wienstrom (1184 MW), GKM (1143 MW), SWB (1025 MW), RheinEnergie (533 MW), DREWAG (250 MW), TIWAG (204 MW), SW Leipzig (164 MW), Electrabel (118 MW), VSE (114 MW), EVO (60 MW) und EnergieAG (< 1 MW). In der Regel melden die Betreiber nur Kraftwerke mit einer Leistung ab 20 MW. Die Summe der gemeldeten Kraftwerksleistung betrug im Oktober für Deutschland 71027 MW - was ungefähr knapp drei Vierteln der Erzeugungskapazitäten der öffentlichen Stromversorgung entspricht - und für Österreich 6704 MW (siehe Tabelle).

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