Januar 2007 |
070107 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Stromgroßhandelspreise, wie sie an der Strombörse EEX notiert werden, liegen ganz erheblich über den "Grenzkosten", denen die Großhandelspreise Im Idealfall eines funktionierenden Wettbewerbs entsprechen müßten. Sie sind deshalb auch ein Indiz dafür, daß der Wettbewerb auf dem Strommarkt nicht funktioniert. Zum diesem Schluß gelangt ein Gutachten über "Preisbildung und Marktmacht auf den Elektrizitätsmärkten in Deutschland", das vom Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Public Sector Management an der TU Dresden im Auftrag des Verbands der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft erstellt und vom VIK am 18. Januar veröffentlicht wurde.
Die Verfasser der Studie – Christian von Hirschhausen, Hannes Weigt und Georg Zachmann – vergleichen die von ihnen errechneten Grenzkosten der Stromerzeugung für die Jahre 2004 und 2005 mit den Preisen zu Peakzeiten (9 bis 20 Uhr) am EEX-Spotmarkt. Demnach lagen 2004 die Marktpreise im Durchschnitt 18,5 Prozent über der errechneten Grenzkostenkurve. Ein Viertel der betrachteten Stunden wies sogar Aufschläge von über 30 Prozent auf. Im Jahresdurchschnitt 2005 lagen die EEX-Preise um 13,5 Prozent über den Grenzkosten und in der ersten Jahreshälfte 2006 sogar um 24,5 Prozent.
Die Verfasser der Studie berücksichtigen ab 2005 auch die sogenannten Opportunitätskosten für CO2-Zertifikate, die von den Stromerzeugern in die Grenzkosten eingerechnet werden, obwohl die Zertifikate kostenlos zugeteilt wurden (060303). Läßt man diese fiktive Belastung beiseite, ist der Abstand der EEX-Preise zu den Grenzkosten noch größer.
Die Studie stellt ferner fest, daß sich steigende CO2-Preise dreimal stärker
auf die Strompreise auswirken als sinkende CO2-Preise. Das sei ebenfalls typisch für
fehlenden Wettbewerb.