August 2003 |
030804 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Stromverknappung infolge der sommerlichen Hitzewelle (030801) ließ die Strompreise an den Spot- und Terminbörsen erneut in die Höhe schießen. An der deutschen Strombörse EEX in Leipzig stieg am 7. August der tagesgewichtete Duchschnittspreis für Spitzenlast (8 bis 20 Uhr) auf 115,94 Euro/MWh und für Grundlast (1 bis 24 Uhr) auf 73,17 Euro/MWh. Schon am 15. Juli hatten die Preise für Spitzen- und Grundlast den Rekordstand von 174,86 bzw.102,39 Euro/MWh erreicht. Eine weitere Preisspitze folgte am 22. Juli mit 130,47 bzw. 78,78 Euro/MWh (siehe Grafik). Für Stromlieferungen zur Mittagszeit überschritt der Preis am 25. Juni, 22. Juli und 7. August die Grenze von 300 Euro/MWh und erreichte am 15. Juli mit 492,43 Euro/MWh seinen Höchststand. Auch die Preise am Terminmarkt, die bereits seit Frühjahr beständig nach oben weisen, zogen nochmals verstärkt an. Marktbeobachter gehen deshalb davon aus, daß die Strompreise mittelfristig weiter steigen werden.
Einen ähnlichen Preisanstieg gab es an der EEX-Terminbörse, wo sich die Preise für Spitzenlast-Stromlieferungen mit zeitweilig über 100 Euro/MWh gegenüber den Durchschnittswerten der vergangenen Monate vervierfachten. Bereits am 22. Juli hatte der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) seine Besorgnis wegen der Entwicklung an der Terminbörse geäußert. Er forderte die Börsenaufsicht, den Börsenrat der EEX und das Bundeskartellamt auf, die Handelsaktivitäten am EEX-Terminmarkt zu überprüfen. Es bestehe der Verdacht, daß bestimmte Börsenteilnehmer die mangelnde Transparenz des Terminmarktes mißbrauchen, um die Strompreise in die Höhe zu treiben. Am Terminmarkt müsse für mehr Transparenz gesorgt werden. Dies könne beispielsweise dadurch geschehen, daß die Börse verpflichtet wird, regelmäßig die Geschäftsanteile der fünf aktivsten Börsenteilnehmer zu veröffentlichen.
"Die Preise auf dem Terminmarkt der deutschen Strombörse EEX schnellten in den vergangenen Wochen dramatisch in die Höhe, ohne daß fundamentale Wetter-, Kraftwerks- oder Verbrauchsdaten dafür hinreichende Gründe bieten könnten", hieß es in der Presseerklärung des VIK. Zum Beispiel seien im Juni 2003 die Preise für Spitzenlast-Stromlieferungen im dritten Quartal des laufenden Jahres von 37,35 auf 47,68 Euro/MWh gestiegen, was einer Zunahme um 28 Prozent entspreche. Diese Preissignale hätten gravierende Auswirkungen auf den gesamten Strommarkt und würden erhebliche negative Folgen für eine wettbewerbsgerechte Stromversorgung der industriellen Verbraucher haben.
Nach Einschätzung des VIK wird das Geschehen am Terminmarkt von einigen sehr aktiven und handelsstarken Teilnehmern bestimmt, die unter den insgesamt 42 Unternehmen, die derzeit am Terminmarkt registriert sind, nur eine sehr kleine Gruppe ausmachen. Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, "ob und in welchem Umfang das Verhalten einer kleinen, aber kapitalstarken Gruppe ein Grund für die derzeitige Preisentwicklung sein kann". Konkret gehe es beispielsweise darum, ob durch wechselseitigen Kauf und Verkauf - mit oder ohne Absprache - "auf sehr einfache Art das Preisniveau des Groß- und Einzelhandels insgesamt nach oben getrieben werden kann".
Mit der VIK-Beschwerde sieht sich erstmals auch der Terminmarkt der deutschen Strombörse dem Verdacht ausgesetzt, von einflußreichen Handelsteilnehmern manipuliert zu werden. Am Spotmarkt waren bereits Ende 2001 ungewöhnliche Preis-Spitzen aufgetreten ( 011209) und hatten zu Manipulations-Vorwürfen geführt (020814).
Der VIK-Strompreisindex für Mittelspannungskunden, der im Januar 2002 mit dem Index 100 startete, stieg im August 2003 erneut um 1,4 Prozent gegenüber dem Vormonat auf nunmehr 112,68 Punkte (siehe Grafik).
Die stundengewichteten Durchschnittspreise am Spotmarkt der Leipziger Strombörse EEX erreichten bereits im Juli Rekordhöhen und überschritten im August erneut die Marke von 100 Euro/MWh. rot = "Phelix peak" für Spitzenlast
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