März 2017 |
170313 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der E.ON-Ableger Uniper steigt weiter aus dem Upstream-Geschäft aus, das der Mutterkonzern aufgebaut hat: Wie er am 5. März mitteilte, verkauft er seine Beteiligung am sibirischen Gasfeld Juschno Russkoje für 1.749 Millionen Euro dem österreichischen Energiekonzern OMV. Uniper besitzt über Beteiligungen an OJSC Severneftegazprom und JSC Gazprom YRGM Development einen Anteil von rund 25 Prozent an Juschno Russkoje. OMV übernimmt die Beteiligungen an beiden Gesellschaften. Der Verkauf erfolgt rückwirkend zum Jahresbeginn, bedarf aber noch der Zustimmung von Mitgesellschaftern sowie der kartellrechtlichen Genehmigung und der Auslandsinvestitionskontrollgenehmigung in Rußland.
Mit dem Erlös will Uniper seine Verschuldung schneller abbauen. Das Explorations- und Produktionsgeschäft (E&P) zähle nicht mehr zum Kern des künftigen Geschäfts, erklärte dazu der Vorstandsvorsitzende Klaus Schäfer. Uniper bleibe auch nach dem Verkauf von Juschno Russkoje im russischen Energiemarkt aktiv. Über das Mehrheitseigentum an Unipro (ehemals OGK-4), einem der größten privaten Stromerzeuger in Rußland, sei er für ungefähr fünf Prozent der gesamten russischen Stromerzeugung verantwortlich (081011). Auch "unsere historische Partnerschaft mit Gazprom" – damit spielte Schäfer auf die jahrzehntelange enge Geschäftsverbindung zwischen der Ruhrgas AG (130514) und Gazprom an – sei von dieser Veräußerung nicht betroffen.
Die Beteiligung an Juschno Russkoje war für Gazprom ein wichtiges Lockmittel gewesen, um die westdeutschen Energiekonzerne gegeneinander auszuspielen und als Unterstützer für den Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream zu gewinnen. E.ON hatte sich von Gazprom zunächst nur widerstrebend dazu bewegen lassen, wenigstens eine Absichtserklärung zum Bau der Ostsee-Pipeline abzugeben (031009, 040808). Daraufhin vereinbarte Gazprom im April 2005 mit der BASF die gemeinsame Erschließung und Ausbeutung des neuen Gasfelds Juschno Russkoje und gleichzeitig den Bau einer Pipeline durch die Ostsee für den Erdgastransport von Rußland nach Deutschland (050404). Die BASF-Tochter Wintershall stieg damit in zwei Projekte ein, bei denen bisher E.ON als Partner von Gazprom galt. E.ON mußte nun mitziehen, um nicht der BASF das Feld zu überlassen. Bei der Beteiligung am Gasfeld Juschno Russkoje gelang das erst nach vier Jahren (081010). Sehr schnell ging dagegen die Beteiligung an der Ostsee-Pipeline über die Bühne: Schon im September 2005 kam es zu einer Vereinbarung über den Bau der "Nordeuropäischen Gasleitung" (NEGP) und die Gründung eines entsprechenden Gemeinschaftsunternehmens, an dem Gazprom mit 51 Prozent und BASF und E.ON mit jeweils 24,5 Prozent beteiligt waren (050902).
Zugleich wollte Gazprom die Beteiligung an Juschno Russkoje als Hebel benutzen, um bei E.ON Ruhrgas einzusteigen (060313). Die daraufhin von E.ON eingeräumte Beteiligung in Ungarn und an Gaskraftwerksprojekten befriedigte die Russen nicht (060703). Sie bestanden auf der Überlassung bedeutender Geschäftsanteile am westeuropäischen Markt (071209). Am Ende einigte man sich darauf, daß Gazprom knapp drei Prozent eigene Aktien erhielt, die bisher von E.ON Ruhrgas als indirekte Beteiligung über das Gemeinschaftsunternehmen ZAO Gerosgaz gehalten wurden (081010). E.ON verfügte damit nur noch über die direkte Gazprom-Beteiligung von 3,5 Prozent, die bereits von der ehemaligen Ruhrgas AG erworben wurde. Aber auch diese wurde dann bis Ende 2010 den Russen verkauft (101211).
Bereits am 13. Januar hatte der E.ON-Konzern den Verkauf seines britischen E&P-Geschäfts in der Nordsee bekanntgegeben: Es umfaßte Beteiligungen an insgesamt 40 Lizenzen, einschließlich einer 5,2-prozentigen Beteiligung am Elgin/Franklin-Feld, einer 47-prozentigen Beteiligung am Babbage-Feld sowie einer 50-prozentigen Beteiligung am Tolmount-Fund. Der mit dem Verkauf an die britische Premier Oil erzielte Erlös von 620 Millionen US-Dollar werde zur Schuldentilgung verwendet. Nach dem im Dezember 2015 abgeschlossenen Verkauf des norwegischen Explorations- und Produktionsgeschäfts (151008) sei damit die Veräußerung sämtlicher E&P-Beteiligungen in der Nordsee abgeschlossen