April 2006 |
060403 |
ENERGIE-CHRONIK |
Im Beisein von Kremlchef Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel besiegelten am 27. April in der sibirischen Stadt Tomsk der russische Gasmonopolist Gazprom und die BASF die Einzelheiten ihrer Partnerschaft, die sie bereits vor einem Jahr grundsätzlich vereinbart hatten (050404). Die jetzt getroffene Vereinbarung ermöglicht zum einen der BASF die Beteiligung an der Ausbeutung des sibirischen Feldes Juschno-Russkoje, das über förderbare Reserven von mehr als 600 Milliarden Kubikmeter Erdgas verfügt. Zum anderen erhöht sie die Beteiligung der Gazprom an dem gemeinsamen Gasvertriebsunternehmen Wingas und ebnet so dem russischen Staatsunternehmen den Weg in den deutschen Markt. An einer neu zu gründenden gemeinsamen Erdgas-Handelstochter für den europäischen Markt werden Gazprom und BASF sogar paritätisch beteiligt sein.
Im einzelnen erhält die BASF-Tochter Wintershall 25 Prozent minus eine Aktie an der Gesellschaft Severneftegazprom (SNGP), welche die Lizenz am Erdgasfeld Juschno-Russkoje in Westsibirien hält. Zusätzlich erhält Wintershall weitere 10 Prozent an der Gesellschaft SNGP in Form von Aktien, die aber nicht stimmberechtigt sind. Damit wird die BASF-Tochter insgesamt mit 35 Prozent minus einer Aktie am Erdgasfeld Juschno-Russkoje beteiligt (in Presseberichten war seinerzeit sogar von einer 50-prozentigen Beteiligung die Rede gewesen). Bereits im Juli 2003 hatten Gazprom und Wintershall das Gemeinschaftsunternehmen "Achimgaz" zur Förderung von Erdgas aus dem Achimov-Horizont des Urengoy-Feldes gegründet (030716).
Im Gegenzug darf die Gazprom ihren Anteil an der Wingas GmbH auf 50 Prozent minus
eine Aktie aufstocken. Bislang hält Gazprom 35 Prozent der Wingas-Anteile, die
BASF-Tochter Wintershall 65 Prozent. Des weiteren wird Gazprom an einer Wintershall-Gesellschaft
beteiligt, die Explorations- und Produktionsbeteiligungen in Libyen besitzt.
Ferner beteiligen sich Gazprom und BASF jeweils zu 50 Prozent an einer neuen Gesellschaft
(Wingas Europa), die den Gashandel außerhalb Deutschlands weiter ausbauen wird.
Die Wingas soll sich dagegen künftig auf den Verkauf und Vertrieb von Erdgas
in Deutschland konzentrieren.
"Die erzielten Vereinbarungen regeln einen gleichwertigen Tausch von Vermögenswerten in der Erdgasproduktion und Vermarktung, der die strategischen Interessen der beiden Unternehmen widerspiegelt", erklärte Gazprom-Chef Alexej Miller laut einer Pressemitteilung der BASF. "Alle erforderlichen Verträge, die diese Vereinbarung rechtlich untermauern, sind bereits ausgearbeitet und sollen noch dieses Jahr unterzeichnet werden. Unsere Kooperation mit dem BASF-Konzern ist einzigartig und umfasst die gesamte Wertschöpfungskette: von der Exploration und Produktion von Erdgas in Westsibirien über den Transport durch die Nordeuropa-Gaspipeline bis zur Weiterverteilung über das gemeinsame Gasleitungsnetz in Deutschland sowie in anderen Ländern Europas. Damit eröffnen sich weitere Möglichkeiten für langfristige und zuverlässige Lieferungen russischen Erdgases nach Europa zu wettbewerbsfähigen Konditionen."