Oktober 2008

081011

ENERGIE-CHRONIK


Russische Kraftwerkstochter macht E.ON keine Freude

Der E.ON-Konzern hat anscheinend erhebliche Probleme mit dem russischen Kraftwerksbetreiber OKG-4, den er vor einem Jahr übernahm (070906). Wie das "Handelsblatt" (9.10.) berichtete, ist die in mehreren Tranchen erworbene Mehrheitsbeteiligung von 76 Prozent, die sich E.ON insgesamt 4,6 Milliarden Euro kosten ließ, an der Börse nur noch 1,4 Milliarden Euro wert. Der Aktienkurs von OGK-4 sei seit dem Einstieg von E.ON von 3,2 auf 1,03 Rubel gefallen.

Der zuständige Konzernvorstand Lutz Feldmann habe eingeräumt, daß die Zusammenarbeit mit der Führung von OGK-4 nicht zufriedenstellend funktioniert. Zunächst habe E.ON bewußt auf das alte Management gesetzt, um OGK-4 zu integrieren. Dessen Kooperationsbereitschaft lasse aber zu wünschen übrig. Außerdem soll es zu Unregelmäßigkeiten bei Abrechnungen gekommen sein (im Klartext heißt das wohl, daß die landesübliche Korruption auch bei OGK-4 herrscht). Seit August ziehe E.ON deshalb die Zügel stärker an. Der Generaldirektor Andrej Kitaschew und einer seiner Stellvertreter hätten bereits gehen müssen. Zwei weitere Stellvertreter stünden auf der Kippe.

Der Kaufpreis für OGK-4 galt schon damals als überhöht, zumal er mit der Verpflichtung zum Neubau von Kohlekraftwerken verbunden war. Die Kohlekraftwerke sollen den Gasanteil der russischen Stromerzeugung verringern, damit die Gazprom das Gas für den weitaus lukrativeren Export verwenden werden kann. Es gab deshalb die Vermutung, der Einstieg bei OGK-4 sei eine der Gegenleistungen, die E.ON für die Beteiligung an der sibirischen Erdgasförderung erbringen müsse (070906). Inzwischen sieht es aber so aus, als ob sich die Gazprom mit knapp drei Prozent eigener Aktien aus dem Besitz von E.ON zufriedengeben würde (081010).

Bestätigt fühlen darf sich angesichts dieser Probleme der RWE-Konzern, der im September auf den beabsichtigen Einstieg beim Kraftwerksbetreiber TGK-2 verzichtet hat (080908).