Oktober 2015

151008

ENERGIE-CHRONIK


E.ON überläßt Öl- und Gasfelder dem russischen Oligarchen Friedman

Der russische Oligarch Michail Friedman, der vor kurzem vom RWE-Konzern die DEA Deutsche Erdoel AG erworben hat, übernimmt nun zusätzlich vom E.ON-Konzern dessen Öl- und Gasfelder in der norwegischen Nordsee. Wie E.ON am 14. Oktober mitteilte, umfaßt der Verkauf der E.ON Exploration & Production (E&P) Norge AS insgesamt 43 Beteiligungen, darunter die besonders wichtigen an den Feldern Skarv und Njord. Als Kaufpreis seien 1,6 Milliarden Dollar vereinbart worden (rund 1,4 Milliarden Euro). Der Verkauf der Öl- und Gasfelder vor der britischen Nordsee-Küste werde ebenfalls erwogen, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.

Der Verkauf sei das Ergebnis einer "strategischen Überprüfung", hieß es in der E.ON- Pressemitteilung. Das darf wohl als Anspielung auf den Rückgang der Ölpreise verstanden werden, der im Sommer 2014 einsetzte (141101) und voraussichtlich noch einige Zeit anhalten wird (150810). Die Ölförderung in der Nordsee, die ohnehin schon seit 15 Jahren rückläufig ist, wurde dadurch unrentabel und auch der Gaspreis unter Druck gesetzt. Zugleich sank der Preis für die Förderlizenzen. Die eher langfristig angelegte Strategie des russischen Oligarchen ergänzte sich so mit den Finanznöten des E.ON-Konzerns, der schon seit Jahren große Teile seines früheren Imperiums auf die Verkaufsliste gesetzt hat.

RWE ist Rückkaufverpflichtung los: Chemiekonzern übernimmt britische DEA-Aktivitäten

Daß E.ON seine Öl- und Gasfelder vor der britischen Küste (050908) nicht mitverkaufen konnte, liegt an der Londoner Regierung. Diese hat sich schon beim Verkauf der DEA geweigert, deren Gasförderlizenzen in der Nordsee zu verlängern, falls der britische Teil des Geschäfts nicht einem Eigentümer übertragen wird, der politisch weniger problematisch ist. RWE mußte sich deshalb beim Verkauf der DEA gegenüber den russischen Käufern verpflichten, diesen Teil der DEA-Aktivitäten zurückzukaufen, falls sich binnen der von der Londoner Regierung gesetzten Frist kein anderer Käufer finden sollte (150410).

Inzwischen ist es Friedman bzw. seiner in Luxemburg ansässigen Beteiligungsgesellschaft Letter One doch noch gelungen, für die DEA-Lizenzen in der britischen Nordsee einen anderen Eigentümer zu finden. Es handelt sich um den Chemiekonzern Ineos, einen Hersteller von Petrochemikalien, Spezialchemikalien und Ölprodukten, der nun auch in die Öl- und Gasförderung einsteigt. Der Konzern ist aus steuerlichen Gründen in der Schweiz angesiedelt, hat seinen Schwerpunkt aber mit rund 4000 Beschäftigten in Großbritannien. Wie Ineos-Chef Jim Ratcliffe am 11. Oktober mitteilte, muß der Handel noch von der EU-Kommission genehmigt werden. Er sehe aber keine größeren Probleme, die dem Vollzug des Geschäfts noch in diesem Jahr entgegenstehen würden. Einen Kaufpreis nannte er nicht. Inoffiziell ist von 490 Millionen Pfund die Rede, was 667 Millionen Euro entspräche.

 

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