Februar 2014

140208

ENERGIE-CHRONIK


Noch mehr verrostete Atommüll-Fässer in Brunsbüttel

Die vor zwei Jahren entdeckte Verrostung von Atommüll-Fässern im stillgelegten Kernkraftwerk Brunsbüttel (120302) läßt sich bei rund einem Viertel der Fässer feststellen. Dies ergab eine Kamerainspektion im ersten von insgesamt sechs Kellerräumen des sogenannten Feststofflagers, die im Januar begann und am 18. Februar abgeschlossen wurde. Wie das schleswig-holsteinische Umweltministerium mitteilte, wurden an 18 von 70 Fässern "teilweise starke Korrosionserscheinungen" festgestellt. "Jetzt wissen wir, daß es sich nicht um Einzelfälle handelt, sondern um ein systematisches Problem", sagte der für die Atomaufsicht zuständige Energiewende- und Umweltminister Robert Habeck (Grüne) .


"Kein Einzelfall, sondern ein systematisches Problem": Dieses Atommüll-Faß brach vor zwei Jahren sogar auseinander – zum Glück erst, nachdem der Inhalt umgefüllt worden war.

Bis Oktober 2014 sollen drei weitere Räume mit der ferngesteuerten Kamera untersucht werden. Im Keller des Feststofflagers befinden sich insgesamt 631 Stahlfässer mit radioaktiven Abfällen (Filterharze, Verdampferkonzentrate und Mischabfälle), die beim Betrieb des Reaktors angefallen sind. Die sechs Kellerräume werden auch als "Kavernen" bezeichnet, da sie nur von oben zugänglich und mit meterdicken Betonriegeln gegen Strahlung abgeschirmt sind.

Spezielle "Bergungseinrichtung" soll Transport und Umfüllung ermöglichen

Betreiber des Kernkraftwerks war der Vattenfall-Konzern, der mittlerweile in Deutschland aus dem Kreis der Atomstromproduzenten ausgeschieden ist (110601), aber für den Nachbetrieb und die Entsorgung der stillgelegten Reaktoren in Brunsbüttel und Krümmel weiterhin verantwortlich bleibt. Das schleswig-holsteinische Umweltministerium als Atomaufsicht hat mit ihm vereinbart, daß er für die stark korrodierten Fässer eine "Bergungseinrichtung" entwickeln läßt. Sie soll es ermöglichen, die Fässer zu heben und zu transportieren, ohne daß radioaktive Stoffe freigesetzt werden. Der Inhalt wird dann in sichere, endlagergerechte Behälter umgefüllt, die solange auf dem KKW-Gelände verbleiben, bis das Endlager für schwach- bis mittelradioaktive Abfälle im Schacht Konrad (100908) zur Verfügung steht.

Der Atommüll lagert teils seit mehr als 30 Jahren in den Kavernen des Kernkraftwerks. Dies erklärt auch die Schäden an den Behältern, da seinerzeit nicht mit einer derart langen Aufbewahrung bis zur Verbringung in ein Endlager gerechnet wurde. Zwischen den eng neben- und übereinander stehenden Fässern wurden hohe Strahlenwerte bis zu 600 Millisievert pro Stunde gemessen. Das Betreten der Kavernen wäre deshalb lebensgefährlich. Die Kamerainspektion erfolgte fernbedient und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen für die Mitarbeiter. Während der Öffnung der 110 Zentimeter dicken Betonriegel konnte auch im Arbeitsbereich oberhalb der Kaverne nur unter Strahlenschutzmaßnahmen gefahrlos gearbeitet werden.

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