November 2007 |
071109 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die "unabhängige Expertenkommission", die der Vattenfall-Konzern im Juli zur Untersuchung der Vorfälle in den Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel einsetzte (070701), hat am 6. November ihren Abschlußbericht vorgelegt. Sie vertritt die Auffassung, daß beide Kernkraftwerke kurzfristig wieder in Betrieb genommen werden könnten. Sie findet damit erwartungsgemäß Zustimmung beim Betreiber Vattenfall, stößt aber auf Widerspruch bei der Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), die in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständig ist.
Nach Ansicht der Kommission entsprechen die beiden Kernkraftwerke hinsichtlich Konzeption und sicherheitstechnischer Ausstattung einem modernen Stand. Bei den Ereignissen am 28. Juni hätten sowohl in Brunsbüttel als auch in Krümmel alle angeforderten Sicherheitseinrichtungen ordnungsgemäß funktioniert. Zu keiner Zeit habe eine Gefährdung der Bevölkerung, des Personals und der Umwelt bestanden. Es sei jedoch zu technischen und kommunikativen Problemen gekommen. Derartige Probleme könnten durch Änderungen in Technik, Organisation, Management und Schulung künftig vermieden werden, wie sie das von Vattenfall Anfang September vorgelegte Maßnahmenpaket vorsehe. Nach Umsetzung dieses Maßnahmenpakets seien die Voraussetzungen für eine zügige Wiederinbetriebnahme der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel gegeben.
Sozialministerin Gitta Trauernicht erklärte dazu am 6. November, der Bericht enthalte "wenig Neues". Sie teile zwar die Einschätzung der Kommission, daß am 28. Juni 2007 keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden habe. Im übrigen sei sie jedoch der Meinung, "daß es sich um ein außergewöhnliches Ereignis gehandelt hat, dessen Beherrschung nur durch die Inbetriebnahme von mehreren Sicherheitssystemen möglich war". Daß Krümmel und Brunsbüttel dem "Sicherheitsniveau jüngerer Anlagen" entsprechen würden, sei schon aus konzeptionellen Gründen unmöglich. Vor allem könne sie nicht verstehen, wie die Expertenkommission zu dem Schluss komme, daß "nach Umsetzung der Kurzfristmaßnahmen (…) die Voraussetzungen für eine unmittelbare Wiederinbetriebnahme der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel gegeben" seien. Dies berücksichtige in keiner Weise die aktuell aufgetretenen Probleme mit Dübeln oder Rissen in Armaturen. Die Ministerin spielte damit auf sieben weitere meldepflichtige Ereignisse in Krümmel und eines in Brunsbüttel an, die sich seit dem 28. Juni ereignet hatten. Nach Vorlage des Berichts kam es binnen zwei Wochen zu drei weiteren meldepflichtigen Ereignissen in Brunsbüttel und Krümmel.
Nach über einjährigem Stillstand darf Block B des Kernkraftwerkes Biblis wieder in Betrieb gehen. Das hessische Umweltministerium erteilte dem Betreiber RWE Power am 30. November die Genehmigung. Ein Termin für das Wiederanfahren von Block A ist noch nicht in Sicht. Beide Blöcke wurden im Oktober 2006 wegen Tausender falsch montierter Spezialdübel stillgelegt (061006). Inzwischen sind im Block B die betroffenen 7500 Dübel saniert worden.