Juni 2007 |
070608 |
ENERGIE-CHRONIK |
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat dem Vattenfall-Konzern am 22. Juni mitgeteilt, daß er die beantragte Verlängerung der Laufzeit für das Kernkraftwerk Brunsbüttel (070303) abzulehnen gedenkt. Vattenfall hat vier Wochen Gelegenheit zur Stellungnahme. Danach wird der endgültige Bescheid erlassen.
Das Bundesumweltministerium stellte erwartungsgemäß fest, daß die von Vattenfall beantragte Übertragung von Strommengen aus dem RWE-Kontingent für das stillgelegte Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel nicht zulässig wäre. Der Antragsteller habe zwar versucht, die Rechtslage anders zu interpretieren. Das entsprechende Rechtsgutachten könne aber nicht überzeugen.
"Eine Ablehnung wäre rechtswidrig", behauptete demgegenüber der Geschäftsführer der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH, Bruno Thomauske. Auch das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundeskanzleramt würden die Übertragung für zulässig halten. Hilfsweise habe Vattenfall inzwischen den Antrag gestellt, die Laufzeitverlängerung für Brunsbüttel durch Übertragung einer Strommenge vom Kernkraftwerk Krümmel zu ermöglichen. Da Krümmel sieben Jahre jünger ist als Brunsbüttel, wäre auch eine solche Übertragung nach dem Atomgesetz nur mit Zustimmung der Bundesregierung möglich. Das Bundesumweltministerium prüft diesen Antrag derzeit noch.
Am 28. Juni mußten sowohl Brunsbüttel als auch Krümmel abgeschaltet werden: Nach Angaben des Betreibers Vattenfall kam es in Brunsbüttel bei Instandhaltungsarbeiten in der E.ON-Schaltanlage kurz nach 13 Uhr zu einer Störung, die zu einem kraftwerksnahen Kurzschluß führte. Wie in solchen Fällen vorgesehen, wurde das Kernkraftwerk vom Netz getrennt und der Reaktor abgeschaltet. Nur zwei Stunden später brach auf dem Gelände des Kernkraftwerks Krümmel in einem Transformatorgebäude Feuer aus. Nach bisherigen Erkenntnissen war es in dem Transformator zu einem Kurzschluß gekommen, der das Transformator-Öl entzündete.
Obwohl die Abschaltung der beiden Kernkraftwerke durch Defekte außerhalb
der Reaktoren verursacht wurde, fand sie in den Medien vor dem Hintergrund der laufenden
Auseinandersetzung um die Verlängerung der Laufzeiten ungewöhnlich große
Aufmerksamkeit.