Mai 2024

240507

ENERGIE-CHRONIK


 


Die meisten der antwortenden Unternehmen sind im Niederspannungsbereich angeschlossen, was für kleinere Betriebe typisch ist, gefolgt von Unternehmen mit Mittelspannung. Nur wenige Unternehmen sind ausschließlich an Hochspannung oder Höchstspannung angeschlossen. In Bezug auf die Branchenzugehörigkeit gehören die meisten zur Industrie (52 Prozent). Die übrigen verteilen sich auf die Bereiche Bau (6 Prozent), Handel (125) und Dienstleistungen (31 Prozent).

Unternehmen klagen über Zunahme kurzfristiger Stromausfälle

Die amtliche Statistik bescheinigt Deutschland regelmäßig einen sehr hohen Grad an Versorgungssicherheit bei Strom (231107). Die sogenannten SAIDI-Werte, die von der Bundesnetzagentur veröffentlicht werden, erfassen allerdings nur ungeplante Unterbrechungen mit einer Dauer von mehr als drei Minuten. Außerdem müssen die Stromausfälle auf Einwirkungen Dritter, auf Rückwirkungen aus anderen Netzen oder auf andere Störungen im Bereich des Netzbetreibers zurückzuführen sein. Kürzere Ausfälle, geplante Unterbrechungen und Ausfälle aufgrund höherer Gewalt bleiben ebenso außer Betracht wie Spannungs- und Frequenzschwankungen, die ebenfalls die Versorgungsqualität beeinträchtigen können. Deshalb sieht das schöne Bild etwas anders aus, wenn man es aus der Sicht von Unternehmen betrachtet, für die auch ein kürzerer Stromausfall zum Schlag ins Kontor werden kann.

Bedarf an Speichern und Notstromaggregaten nimmt auf allen Spannungsebenen zu


Fast der Hälfte der antwortenden Betriebe entstanden durch die Stromausfälle keine Kosten. Bei einigen belief sich der Schaden jedoch über 100.000 Euro.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) veröffentlichte am 13.Mai das Ergebnis einer Umfrage unter knapp tausend Unternehmen, wonach die Besorgnis vor solchen kurzfristigen Störungen der Stromversorgung und daraus resultierenden finanziellen Belastungen zugenommen hat. Sie räumt dabei ein, dass an der Umfrage vor allem betroffene Unternehmen teilgenommen haben dürften und die Umfrage nicht repräsentativ für die gesamte Wirtschaft ist. Dennoch seien die Ergebnisse aussagekräftig. Der häufige Bedarf für Speicher und Notstromaggregate, der auch beim IHK-Energiewendebarometer von fast der Hälfte der Betriebe berichtet werde, spreche für flächendeckende Probleme, die sich über alle Spannungsebenen erstrecken und zwangsläufig zu wirtschaftlichen Schäden führen.

Laut DIHK hatten im vergangenen Jahr 42 Prozent der antwortenden Betriebe kurze Stromausfälle unter drei Minuten, in der Industrie sogar die Hälfte der Befragten. Knapp ein Drittel (28 Prozent) hatten Stromausfälle, die über 3 Minuten andauerten, in der Industrie geringfügig mehr (29 Prozent).

Insgesamt würden die Antworten zeigen, dass Stromausfälle in Deutschland häufig vorkommen. Dabei seien den Betroffenen die genauen Ursachen häufig nicht bekannt, weil sie von den Netzbetreibern nicht kommuniziert wurden oder aus anderen Gründen.

Als Reaktion auf Stromschwankungen richteten im letzten Jahr 7 Prozent der Betriebe Notstromaggregate zur Abdeckung von Spitzenlasten ein und 11 Prozent legten sich Energiespeicher zu. Die Sorge vor Stromausfällen sei also häufig Ursache für eigene Absicherungsmaßnahmen. Laut IHK-Energiewendebarometer 2023 hätten sich sogar insgesamt 46 Prozent der Befragten auf unterschiedliche Art und Weise gegen Stromausfälle abgesichert.

Bei zwei Dritteln der Stromausfälle wird den Betroffenen die Ursache nicht bekannt


Die anwortenden Betriebe waren größtenteils kleine und mittlere Unternehmen (KMU)

Bei den Ursachen für Stromausfälle nannten die meisten Antwortenden Kabelschäden und Bauarbeiten (13 Prozent). Fast ebenso viele sahen aber auch die Netzbetreiber als Verantwortliche (11 Prozent). 8 Prozent führten die Ausfälle auf Gewitter und 3 Prozent auf Netzschwankungen zurück. Zwei Drittel der Unternehmen konnten jedoch keine Ursache identifizieren.

Stromausfälle können erhebliche finanzielle Auswirkungen haben. Für ein Drittel (32 Prozent) verursachten die Stromausfälle zusätzliche Kosten von bis zu 10.000 Euro. Für 15 Prozent der Befragten beliefen sich die Kosten von Stromausfällen auf 10.000 bis 100.000 Euro. Ein kleiner weiterer Anteil (2 Prozent) hatte sogar Kosten von über 100.000 Euro. Bei der Hälfte der Unternehmen entstanden durch die Stromausfälle keine zusätzlichen Kosten.

Ein kleines Bauunternehmen (29 bis 249 Mitarbeiter) hatte Kosten von 10.000 bis 50.000 Euro durch einen Stromausfall über drei Minuten. Grund war eine zu hohe Spitzenlast im Netz. Ein mittelgroßes Industrieunternehmen (250 bis 499 Mitarbeiter) hatte ähnliche Kosten. Die Ursache für den Stromausfall wurde jedoch seitens des zuständigen Stadtwerkes nicht genannt. Ein großes Industrieunternehmen (mehr als 1000 Mitarbeiter) hatte Kosten von mehr als 100.000 Euro durch kurzzeitige Stromausfälle unter drei Minuten. Ursache war eine Baustelle des Versorgers am Energieverteiler. Das Unternehmen musste zur Stabilisierung der eigenen Versorgung einen eigenen Stromspeicher installieren.


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