Dezember 2018 |
181203 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Markt für Preisvergleiche bei Strom und Gas wird in Deutschland von den beiden Unternehmen Check24 und Verivox beherrscht. Mit ihren Internet-Portalen erreichen sie gemeinsam mehr als 85 Prozent der Interessenten und bringen über 95 Prozent der Vermittlungen zustande. Sie sind die einzigen Energiepreis-Vergleicher, die tatsächlich über umfassende eigene Datensätze und Tarifrechner verfügen. Trotzdem ist auch bei ihnen die Präsention der Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen. Dies ergab eine Sektoruntersuchung zu Vergleichsportalen im Internet, deren Ergebnisse das Bundeskartellamt jetzt veröffentlichte.
Die Behörde darf seit Mitte 2017 auch im Bereich Verbraucherschutz Untersuchungen durchführen und so Mängel aufdecken. Auf dieser neuen rechtlichen Basis begann sie im Oktober 2017 mit einer größer angelegten Untersuchung von Vergleichsportalen in den Geschäftsbereichen Energie, Telekommunikation, Versicherungen, Finanzen und Reisen, die für Verbraucher besonders relevant sind. Im Energiebereich wurden dabei 30 Strom- und Gaspreisvergleicher erfasst (siehe Tabelle). Die Ergebnisse können damit als repräsentativ gelten kann, zumal dieser Markt sowieso von Check24 und Verivox absolut dominiert wird.
Die Ermittlungen ergaben, dass die Energiepreis-Vergleicher auf ihren "Ranking"-Listen teilweise nur solche Angebote anzeigen und damit vorauswählen, für die das Portal Provisionen erhält. Andere Angebote werden zunächst ausgeblendet, obwohl sie grundsätzlich verfügbar sind und vielleicht für den Verbraucher attraktiver wären. Zudem werden häufig einzelne Angebote, für die der jeweilige Anbieter eine besonder hohe Provision zahlt, dem Erstranking vorangestellt und zusätzlich hervorgehoben. Es muss also nicht das günstigste Angebot sein, was die Tarifvergleicher an erster Stelle anzeigen oder besonders empfehlen.
Die 30 Vergleichsportale, die das Bundeskartellamt befragte, haben ihren Angaben zufolge von November 2016 bis Oktober 2017 insgesamt rund 3,5 Millionen Lieferverträge für Strom und Gas an Haushaltskunden vermittelt. Davon entfielen allerdings mehr als 3,3 Millionen Verträge auf die beiden marktbeherrschenden Unternehmen Check24 und Verivox mit ihren acht Töchtern. Für die restlichen zwanzig Portale blieben weniger als fünf Prozent übrig. Etwas besser waren die Besucherzahlen bei den Portalen der kleineren Anbieter. Aber auch hier dominierten klar die beiden Marktführer mit über 85 Prozent der "Visits".
Die Erhebung und ständige Aktualisierung der wechselnden Strom- und Gaspreisangebote erfordert einen erheblichen Aufwand, den kleinere Vergleicher sich in aller Regel nicht leisten können. Zum Großteil beziehen sie deshalb ihre Datensätze ebenfalls von einem der beiden Marktführer. Nur drei der vom Bundeskartellamt befragten Unternehmen waren in dieser Hinsicht eigenständig, indem sie ihre Daten über eigene Verträge mit Anbietern oder aus anderen Quellen bezogen (Mut-zum-wechseln.de, Deine-versorger-de und Hauspilot.de). Diese drei Portale kamen jedoch gemeinsam nur auf rund 2.500 Vermittlungen pro Jahr. Somit basierten mehr als 99 Prozent der Vermittlungen auf Datensätzen von Check24 oder Verivox. Teilweise versuchen die kleineren Portale, neben den beiden Platzhirschen eine eigene Marktnische zu finden und zu behaupten, indem sie beispielsweise eine umfassendere Tarif-Beratung oder ein Rundum-Sorglos-Paket im gesamten Energiebereich anbieten und dafür auch Vermittlungsgebühren vom Verbraucher verlangen (z. B. Hauspilot.de).
Ansonsten ist die Inanspruchnahme der Preisvergleicher und ihrer Vermittlungsdienste für den Verbraucher aber immer kostenlos. Zumindest im Einzelfall und auf den ersten Blick. Denn die Provisionen, mit denen die Vergleicher ihr Geschäft samt der teilweise üppigen Gewinne finanzieren, gehen natürlich in die Strom- und Gaspreise mit ein und belasten so letztendlich die Gesamtheit aller Verbraucher. "Die Höhe der Beträge variiert je nach Anbieter deutlich", heisst es dazu im Bericht des Bundeskartellamts. In der Regel handele es sich um einen "fixen, zweistelligen Eurobetrag".
Betroffene Marktteilnehmer sowie weitere interessierte Kreise haben nun bis zum 4. Februar die Gelegenheit, zu dem Konsultationspapier Stellung zu nehmen, das am 12. Dezember vorgelegt wurde. Nach Auswertung der Stellungnahmen wird das Bundeskartellamt im kommenden Jahr einen abschließenden Bericht veröffentlichen. Insgesamt sieht es den Verdacht bestätigt, dass es bei den Vergleichsportalen in den Geschäftsbereichen Energie, Telekommunikation, Versicherungen, Finanzen und Reisen "eine Anzahl von möglichen Rechtsverstößen" gibt. Die Behörde kann nun zwar auch im Bereich Verbraucherschutz Untersuchungen durchführen und Mängel feststellen. Sie ist aber nicht befugt, etwaige Rechtsverstöße zu ahnden oder per Verfügung abzustellen.
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Marke |
gehört zu |
Portal wurde eingehender befragt |
bestestromvergleich.de | ||
biallo.de | ||
billigstrom.de | Verivox |
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billig-tarife.de | ||
check.com | check24 |
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check24.de | check24 |
x |
deine-versorger.de | x |
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einfach-weniger-energiekosten.de | ||
energieverbraucherportal.de | x |
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energievergleich.de | Verivox |
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financescout24.de | ||
gaspreischeck.de | ||
geld.de | ||
hauspilot.de | x |
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mut-zum-wechseln.de | ||
ok-power.de | ||
online-gaspreisvergleich.de | ||
preis24.de | Verivox |
|
stromanbietervergleich.de | ||
stromseite.de | Verivox |
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stromtarife.de | ||
stromtarifrechner.de | ||
stromtipp.de | ||
stromvergleich.de | x |
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tarifcheck.de | check24 |
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tarife.de | Verivox |
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toptarif.de | Verivox |
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verivox.de | Verivox |
x |
wechselpilot.com | ||
wechselpiraten.de |