Januar 2015 |
150109 |
ENERGIE-CHRONIK |
Das ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus" äußerte in seiner Sendung am 21. Januar den Verdacht, daß der führende Tarifvergleicher Verivox nicht nur Tarife vergleicht und für die Vermittlung von Lieferverträgen Provisionen kassiert, sondern auch Stromanbieter auf risikolose Möglichkeiten zu Preiserhöhungen hinweist, um von den erzielten Mehrerlösen zu profitieren. In einer am 23. Januar veröffentlichten Stellungnahme wies Verivox "alle Vorwürfe vollumfänglich zurück".
Den Kern der Vorwürfe bildet die Verivox-Tochter VX Sales Solution GmbH, die am 25. Oktober 2013 ins Handelsregister Mannheim eingetragen wurde und dabei ihre Geschäftsbereiche folgendermaßen umriß:
Laut Plusminus gehört zur Palette dieser Dienstleistungen auch, daß einzelne Stromanbieter darauf hingewiesen werden, wenn sie einen höheren Preis für ihr Lieferangebot erzielen könnten, ohne deshalb im Verivox-Ranking – das entscheidend für den Markterfolg ist – eine schlechtere Plazierung zu riskieren.
Das Wirtschaftsmagazin zitierte einen ungenannten ehemaligen Verivox-Mitarbeiter, der die Verfahrensweise folgendermaßen beschrieb: "Der Tarif wird um den Betrag x teuerer gemacht, so daß er nach wie vor auf demselben Platz stehen bleibt, aber der Energieversorger verdient an diesem Kunden mehr, und dann geht Verivox her und sagt: Gut, von dem was hier eingespart wird, hätten wir ganz gerne Prozentsatz x als zusätzliche Provision."
Bei drei Billiganbietern, die der Redaktion namentlich bekannt seien, sei es so nach Angaben des ehemaligen Verivox-Mitarbeiters sogar zu einer konzertierten Preiserhöhung gekommen: Alle drei hätten unter Wahrung ihrer bisherigen Preisabstände gleichzeitig den Tarif um 20 Euro erhöht, wobei die Erhöhung aber anhand der Verivox-Daten so kalkuliert wurde, daß sie trotzdem die Plätze 1 bis 3 im Ranking behielten. Verivox habe sich ausbedungen, zur Hälfte am Mehrerlös beteiligt zu werden. Das Bundeskartellamt prüfe aufgrund der Recherchen des Fernsehmagazins, ob es Ermittlungen einleite.
Verivox erklärte dazu, daß es "keine Preisabsprachen mit Energieversorgern" gebe. Offenbar mit Blick auf den ungenannten Ex-Mitarbeiter, der in "Plusminus" zitiert wurde, hieß es weiter: "Sollte sich indes herausstellen, daß ehemalige Mitarbeiter von Verivox sich insoweit nicht rechtmäßig verhalten haben, werden wir die Einleitung von rechtlichen Schritten umgehend prüfen."
Das Bundeskartellamt habe noch nichts von sich hören lassen. Verivox werde aber von sich aus Kontakt zur Behörde aufnehmen, da man an einer schnellen Klarstellung interessiert sei.
Die Reihenfolge der Stromanbieter im Ranking ergebe sich mathematisch. Sie sei unabhängig davon, ob mit Verivox ein Provisionsvertrag besteht. Neben der Höhe des Preises hätten lediglich die Voreinstellungen des Tarifrechners einen Einfluß auf die Ergebnisliste. Diese Voreinstellungen würden sich jedoch "an strengen Verbraucherschutzkriterien" orientieren. Zudem könnten sie vom Nutzer leicht geändert werden.
Die Tochter VX Sales Solution GmbH biete, wie andere Wettbewerber in diesem Markt, den Energieversorgern Marktdaten und Programme zu deren Auswertung an. Auf Grundlage dieser Daten könne dann "ein Versorger überlegen, wie er seine Preisbestandteile gestalten möchte, um für Kunden attraktiv zu sein". Der Aufwand für die Bereitstellung der Marktdaten bzw. IT-Tools werde natürlich in Rechnung gestellt, da die Pflege und Aktualisierung von Datenbanken mit mehr als 24.000 Energietarifen von über 1.200 Anbietern sehr kostspielig sei.