September 2017 |
170907 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich am 29. September, wie angekündigt, in den Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft wählen lassen. Ferner bestätigte sich die Information, daß Kremlchef Putin ihn darüber hinaus zum Vorsitzenden dieses Gremiums machen würde (170802). Formal kontrolliert Schröder in seiner neuen Position sogar den Rosneft-Vorstandsvorsitzenden Igor Setschin, der einer der engsten Vertrauten Putins ist.
Über die tatsächlichen Machtverhältnisse besagt das freilich wenig. Letztendlich ist Schröder nur ein Art Frühstücksdirektor und hat den klangvollen Titel eines ehemaligen Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland zum wiederholten Male als hochbezahlter Gehaltsempfänger des Kremls vermarktet.
Sogar die Vertreter mächtiger Konzerne wie BP und Exxon spielen im Aufsichtsrat von Rosneft lediglich die Rolle gefügiger Anteilseigner. Zum Beispiel der BP-Chef Robert Dudley, dessen Konzern knapp zwanzig Prozent der Rosneft-Aktien besitzt: Dudley weiß, wo in Rußland der Hammer hängt, seitdem er als Vorstandsvorsitzender des russisch-britischen Ölkonzerns TNK-BP gezwungen wurde, den Oligarchen die unternehmerische Führung zu überlassen. Er flüchtete damals vorsichtshalber ins Ausland, bevor BP klein beigab und sich den mafiösen Methoden beugte (080711, 080908). Vier Jahre später wurde TNK-BP komplett von Rosneft übernommen. Dudley war inzwischen BP-Chef und durfte nun mit Rosneft einen Kooperationsvertrag schließen (121004). Schließlich hatte er seine Gefügigkeit hinreichend unter Beweis gestellt...
"Daß Schröder irgendeine Kontrollfunktion wahrnehmen soll, ist völlig naiv", erklärte der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses des Bundestags, Norbert Röttgen (CDU). Rosneft werde ausschließlich vom Kreml kontrolliert. Schröders Aufgabe bestehe lediglich darin, diesem Unternehmen mit dem Amt des früheren Bundeskanzlers den erwünschten Anstrich zu geben. Insofern müsse man leider sagen, daß Schröder "dieses Amt nun für sich persönlich, in diesem Unternehmen und für diesen Zweck, versilbert hat".
Die "Frankfurter Allgemeine" (30.9.) formulierte noch harscher:
"Mit der Wahl zum Aufsichtsratsvorsitzenden des russischen Energiekonzerns Rosneft zieht Gerhard Schröder das Amt des Bundeskanzlers vollends in den Schmutz. Denn nicht als 'Botschafter' deutsch-russischer Beziehungen, auch nicht als Privatmann, sondern einzig als ehemaliger Bundeskanzler macht er Karriere und muß sich rechtfertigen. Ein ehemaliger Bundeskanzler ist nie mehr 'nur' Privatmann, genauso wenig, wie er das während seiner Amtszeit war. Sich in einem Unternehmen an führender Stelle zu engagieren, das einer korrupten Autokratie hörig ist und Staatsverbrechen deckt, bedeutet nichts anderes, als sich rückwirkend an diesem Amt zu vergreifen. Schröder tut es dennoch, weil es seiner machohaften Feierlaune entgegenkommt – und natürlich: seinem Geldbeutel. Noch nie ist ein Bundeskanzler so tief gesunken."