September 2015

150905

ENERGIE-CHRONIK


 

 

Auf Anweisung von Kremlchef Putin fand die Unterzeichung des Konsortialvertrags für die "New European Pipeline AG" im Rahmen des ersten "Eastern Economic Forum" in Wladiwostok statt. Hier unterschreiben v.l.n.r. Pierre Chareyre (Engie), Klaus Schaefer (E.ON), Ben van Beurden (Shell), Alexey Miller (Gazprom), Kurt Bock (BASF) und Rainer Seele (OMV).

Foto: Gazprom

Gazprom gibt Gas: Zweites Konsortium für Ostsee-Pipeline gegründet

Obwohl es bisher nur erste Ansätze zu einer Beilegung des Ukraine-Konflikts gibt (150906), treibt der Kreml sein Vorhaben voran, die Kapazität der durch die Ostsee führenden Gaspipelines zu verdoppeln. Nachdem es ihm gelungen ist, auch den BASF-Konzern wieder ins Boot zu holen (150806), kam es am 4. September zur Gründung der Projektgesellschaft "New European Pipeline AG", die den Bau der beiden neuen Röhren verwirklichen soll. Wie schon bei bei der Nord Stream AG, die von 2010 bis 2012 die beiden ersten Pipelines verlegte und heute betreibt, ist der russische Staatsmonopolist Gazprom mit 51 Prozent wieder Mehrheitseigentümer. Westliche Minderheitspartner sind BASF/Wintershall und E.ON, OMV und Shell mit jeweils zehn Prozent sowie die französische Engie (früher GDF Suez) mit neun Prozent. Von den Teilnehmern des ersten Konsortiums fehlt in dieser Runde nur die niederländische Gasunie, während die österreichische OMV und Shell neu hinzugekommen sind. Anfangs war dagegen lediglich E.ON bereit gewesen, sich auch an dem zweiten Projekt zu beteiligen.

Putin hat sich in Wladiwostok eine neue Bühne eingerichtet

Die Unterzeichnung des Gesellschaftervertrags erfolgte in Wladiwostok, wo vom 3. bis 5. September das erste "Eastern Economic Forum" stattfand. Diese Veranstaltung wurde auf Befehl des Kremlchefs Putin eingerichtet, der im Mai ein entsprechendes Dekret erließ, und soll künftig jährlich stattfinden. Sie dient einem ähnlichen Bühnen-Zweck wie das St. Petersburger Wirtschaftsforum, dessen Attraktivität erheblich nachgelassen hat, nachdem Putin mit der Annektierung der Krim und der Entfesselung eines Kriegs im Osten der Ukraine einen politischen Temperatursturz auslöste.

Verdoppelung der Kapazität soll bis 2019 erfolgen

Die beiden neuen Röhren sollen wiederum von Wyborg in Rußland nach Lubmin bei Greifswald führen. Sie werden parallel zu den vorhandenen Pipelines verlegt und können ebenfalls jährlich 55 Millionen Kubikmeter Gas transportieren. Die Kosten werden von russischer Seite mit rund zehn Milliarden Euro beziffert, während die bestehende Leitung 7,4 Milliarden Euro gekostet habe. Die Inbetriebnahme soll bis 2019 erfolgen. Nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge handelt es sich dabei aber um eine Rechnung mit mehreren Unbekannten.

In einem FAZ-Interview (24.9.) versuchte Wintershall-Chef Mario Mehren dem Eindruck entgegenzuwirken, daß es der Gazprom schwer gefallen ist, westliche Konzerne für den zweiten Bauabschnitt zu begeistern. Es sei sei eher so gewesen, daß die Investoren Schlange gestanden hätten. Indessen konnte oder wollte er nicht erklären, weshalb sein eigener Konzern so lange gezögert hat. Er begnügte sich mit der Feststellung, daß die BASF "rechtzeitig" bei der Vertragsunterzeichnung in Wladiwostok dabei gewesen sei und daß dies letztendlich zähle.

 

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