Oktober 2013

131011

ENERGIE-CHRONIK


"Nordeuropäische Erdgasleitung" voll in Betrieb

Die "Nordeuropäische Erdgasleitung" (NEL) steht ab 1. November voll für den kommerziellen Betrieb zur Verfügung. Wie die NEL Gastransport GmbH mitteilte, wurde inzwischen auch das letzte, etwa 35 km lange Teilstück zwischen Harmstorf und Bütlingen im Landkreis Harburg fertiggestellt, das aufgrund von Gerichtsbeschlüssen neu trassiert werden mußte. Das Vergabeverfahren für die sogenannte Erstbefüllung wurde bereits im September abgeschlossen. Die NEL Gastransport GmbH hatte Erdgas in Höhe von ca. 215 Mio. kWh ausgeschrieben.

Die 440 Kilometer lange Pipeline transportiert das russische Erdgas, das in Lubmin durch die Ostsee-Pipeline "Nord Stream" ankommt, in westlicher Richtung zum Erdgasspeicher Rehden. Von dort kann das Erdgas auch nach den Niederlanden, Belgien, Frankreich oder Großbritannien weitergeleitet werden.

Die Inbetriebnahme der Leitung, mit deren Bau im März 2011 begonnen wurde, erfolgte bereits im November 2011. Die Nutzung war aber bisher nur mit beschränkter Kapazität möglich, weil betroffene Anlieger erfolgreich gegen die Trassenführung südlich von Hamburg geklagt hatten. Bis zur Fertigstellung der neuen Streckenführung mußte dieser Leitungsabschnitt über bestehende Leitungssysteme umfahren werden.

Die Leitung gehört zu 51 Prozent der NEL Gastransport GmbH, die sie auch betreibt. Die NEL Gastransport ist ihrerseits eine Tochter der W & G Beteiligungs- GmbH & Co. KG, die 2012 von Wintershall (BASF) und Gazprom als Gemeinschaftsunternehmen gegründet wurde. Weitere Anteilseigner sind die niederländische Gasunie (20 Prozent), die belgische Fluxys (19 Prozent) und E.ON (10 Prozent).

Gazprom kann in Lubmin jährlich bis zu 200.000 Megawattstunden erzeugen

Die Wingas GmbH und die E.ON Energy Projects GmbH nahmen am 18. Oktober in Lubmin das neue Heizkraftwerk in Betrieb, das künftig mit einer Nutzwärmeleistung von 47 MW die über die Ostsee-Pipeline ankommenden Gasmengen für den Weitertransport erwärmen und nebenbei eine elektrische Leistung von 39 MW abgeben wird (121205). Wie es in einer Pressemitteilung hieß, erzeugt die Anlage jährlich bis zu 200.000 Megawattstunden Strom, womit man 50.000 Haushalte ein Jahr lang sicher versorgen könne. Der Projektträger Industriekraftwerk Greifswald GmbH gehört zu 51 Prozent Wingas und zu 49 Prozent der E.ON Energy Projects, die auf KWK-Lösungen für Industriekunden spezialisiert ist.

Unklar bleibt vorläufig, ob damit ein größerer Einstieg von Gazprom in die deutsche Stromerzeugung beginnt und in welcher Weise er sich gestalten könnte. Die Wingas ist bisher noch – wie die NEL Gastransport, die Gascade Transport und die Opal Gastransport – eine Tochter der W & G Beteiligungs- GmbH & Co. KG, in der Wintershall (BASF) und Gazprom ihre gemeinschaftlichen Aktivitäten gebündelt haben. Aufgrund einer im November 2012 unterzeichneten Vereinbarung soll sie aber zum Ende dieses Jahres mit wirtschaftlicher Rückwirkung zum 1. April hundertprozentig in den Besitz von Gazprom übergehen. Im Gegenzug überläßt Gazprom der Wintershall eine Beteiligung am westsibirischen Gasfeld Juschno Russkoje (121101).

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