Juli 2021

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ENERGIE-CHRONIK



Anfang 2020 sank der Rohölpreis bis auf ein Drittel der Vorjahreshöhe. Auslöser war der erneut entbrannte Kampf um Marktanteile zwischen der von Saudi-Arabien und Russland geführten "Opec Plus" und den USA, durch den schon ab 2014 der Ölpreis stark gedrückt wurde (141101). Nachdem die US-Fracker am Boden lagen, trieb das Opec-Plus-Kartell den Preis durch Förderkürzungen wieder nach oben. Inzwischen muss das Kartell jedoch befürchten, dass bei 60 Euro bzw. 70 Dollar pro Barrel auch die US-Fracker wieder zu Kräften kommen, die bislang noch ihre Wunden lecken.

Opec erhöht Fördermengen, damit der Ölpreis unter den Fracking-Kosten bleibt

Auf ihrem 19. Ministertreffen am 18. Juli haben die zehn Staaten der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und die mit ihnen verbündeten zehn Non-Opec-Staaten eine Ausweitung ihrer Fördermengen beschlossen. Damit wollen sie ein allzu starkes Ansteigen des Rohölpreises verhindern, der inzwischen mehr als dreimal so hoch ist wie vor einem Jahr (siehe Grafik 1). Denn dadurch rückt die zum Erliegen gekommene US-Förderung mittels Fracking allmählich wieder in den Bereich der Rentabilität und gefährdet so die errungene Marktdominanz des Opec-Plus-Kartells. Das wollen sowohl Saudi-Arabien als auch Russland verhindern, die an der Spitze der beiden Fraktionen stehen.

Die noch geltende Kürzung soll bis September 2022 abgebaut sein

Die nun getroffenen Vereinbarungen sehen vor, die Förderung ab August 2021 monatlich um jeweils 400.000 Barrel täglich (bpd) zu erhöhen, bis die noch geltende Kürzung der ursprünglichen Fördermenge um täglich 5,8 Millionen bpd abgebaut ist. Dies wäre demnach bis September 2022 der Fall, wird aber von den Marktbedingungen abhängig gemacht. Außerdem gelten ab Mai 2022 neue Basis-Referenzwerte für die Förderquoten aller Beteiligten (siehe Grafik 2). Sie sind in der Gesamtsumme mit 45,485 Millionen bpd knapp vier Prozent höher als die bis Jahresende 2020 geltenden Fördermengen (210107). Die Erhöhung um insgesamt 1.632 Millionen bpd verteilt sich dabei auf Saudi-Arabien und Russland (jeweils ein Plus von 500.000 bpd), die Vereinigten Arabischen Emirate (plus 332.000 bpd) sowie den Irak und Kuwait (jeweils ein Plus von 150.000 bpd).

18. Ministertreffen wurde wegen Rivalitäten zwischen Saudi-Arabien und VAR kurzfristig abgesagt

Infolge der Corona-Pandemie finden die Ministertreffen des Opec-Plus-Kartells, zu denen die Vertreter der Staaten früher persönlich nach Wien anreisten, seit April 2020 nur noch nominell in der österreichischen Hauptstadt statt. Faktisch handelt es sich um eine Videoschaltung. Zunächst waren die jetzt gefassten Beschlüsse vom 18. Ministertreffen erwartet worden, das am 5. Juli stattfinden sollte. Diese Videokonferenz wurde dann aber kurzfristig abgesagt, weil es heftigen Streit zwischen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten gab. Der Konflikt hatte aber offenbar weniger mit der Ölstrategie zu tun als mit anderen Differenzen zwischen den rivalisierenden Potentaten der beiden Ölstaaten.

 


Die Referenz-Fördermengen, die jetzt ab Mai 2022 vereinbart wurden, entsprechend weitgehend dem alten Stand vor den Kürzungen. Für Saudi-Arabien, Russland, VAR, Irak und Kuweit gibt es aber eine Erhöhung um insgesamt 1,632 Millionen Barrel täglich.

 

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