Januar 2021

210107

ENERGIE-CHRONIK


 

So sehen die Fördermengen aus, die am 4. Januar für zehn Opec-Mitglieder (blau) und zehn Opec-Unterstützer (rot) für das erste Quartal 2021 vereinbart wurden. Am rechten Ende der Balken sind die Abstriche gegenüber der bis Jahresende 2020 geltenden Regelung zu sehen. Sie sind um etwa zwei Drittel geringer als ursprünglich in Aussicht gestellt wurde. Der Ölpreis steigt deshalb vorerst weiter.

Opec erhöht Förderung nur geringfügig, damit der Ölpreis weiter steigen kann

Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und ihre Unterstützer (Opec +) haben die seit April und Juni vorigen Jahres geltenden Förderquoten revidiert. Die Rohölpreise steigen dadurch weiter, anstatt auf dem inzwischen erreichten Niveau zu bleiben oder sogar zu sinken. Für die Verbraucher bedeutet das eine Verteuerung von Benzin, Diesel und Heizöl. In Deutschland ergibt sich zusätzlich eine preistreibende Wirkung durch die ab Jahresbeginn geltende CO2-Besteuerung (201005) sowie infolge der Wiederanhebung der Mehrwertsteuer, deren regulärer Satz wegen der Corona-Krise von Juli bis Dezember von 19 auf 16 Prozent gesenkt worden war.

Ursprünglich sollte die Förderbeschränkung ab 2021 auf 5,8 Millionen Barrel gesenkt werden

Russland und Saudi-Arabien waren voriges Jahr zunächst nicht bereit gewesen, die im Januar einsetzende Talfahrt des Ölpreises aufzuhalten. Sie verstärkten sogar noch ihre Ölförderung, um die US-Fracker unter die Rentabilitätschwelle zu drücken und so deren Marktanteile zu minimieren. Das änderte sich erst, als die Corona-Pandemie die Talfahrt beschleunigte und die beiden Großförderer selber zu sehr unter dem Verfall der Preise zu leiden begannen. Vor diesem Hintergrund beschloss die Opec-Plus-Runde im April und Juni eine drastische Verknappung des Ölangebots, die von Mai bis Juli zunächst 9,7 Millionen Barrel pro Tag betrug und dann bis Ende Dezember auf 7,7 Millionen reduziert wurde. Ab Jahresbeginn 2021 sollte diese Förderbeschränkung dann weiter auf 5,8 Millionen Barrel gesenkt werden, also nochmals um knapp zwei Millionen Barrel (200402, 200614).

Verknappung wird lediglich auf 7,05 Millionen Barrel zurückgeführt

Diese Senkung wurde nun aber auf den beiden jüngsten Konferenzen der Opec-Plus-Runde größtenteils gestrichen. Stattdessen beschlossen zwanzig Staaten am 3. Dezember, die tägliche Förderung um 0,5 Millionen Barrel zu verringern. Die Verknappung wird dadurch nur auf 7,2 statt auf 5,8 Millionen Barrel zurückgeführt. Daran ändert auch ein nachfolgender Beschluss vom 4. Januar nicht viel, der die Förderung bis zum Ende des ersten Quartals 2021 wieder leicht auf 7,05 Millionen Barrel erhöht.

Russland und Kasachstan dürfen etwas mehr fördern

Diese leichte Erhöhung der Förderung im ersten Quartal kommt durch Russland und Kasachstan zustande, deren Tagesproduktion in den Monaten Februar und März um insgesamt 150.000 Barrel täglich größer ist als im Januar. Es handelt sich dabei wohl um ein Zugeständnis an jene Fraktion innerhalb der Opec-Plus-Runde, die den Ölpreis auf dem inzwischen erreichten Niveau stabilisieren oder sogar senken möchte, um eine Verschiebung der Marktanteile zugunsten der USA zu verhindern. Insgesamt wird so die Referenzmenge von 43, 85 Millionen Barrel um rund 16 Prozent gesenkt.

Vor allem Russland drängte auf eine höhere Förderung, um die US-amerikanischen Ölschieferkonkurrenten zu schwächen, deren "Fracking" teuerer als die herkömmliche Ölförderung ist und sich deshalb umso weniger lohnt, je niedriger der Ölpreis ist. Dagegen ist Saudi-Arabien an einer schnellen Erhöhung seiner Einnahmen interessiert, weil die Ölförderung 64 Prozent der Staatsausgaben deckt. Der Wüstenstaat machte deshalb bei den jetzigen Beschlüssen den Vorreiter und übernahm mehr als ein Viertel der insgesamt vorgesehenen Förderbeschränkungen. Er soll sogar einen Ölpreis von über 80 Dollar pro Barrel benötigen, um seinen Haushalt ohne Schulden finanzieren zu können. Zuletzt wurden solche Spitzenpreise im zweiten Halbjahr 2018 erzielt. Sie werden sich auch nicht so einfach wieder erreichen lassen, denn von Opec-Förderbeschränkungen profitieren auch und vor allem die US-Konkurrenten, deren Fracking-Geschäft erst bei hohen Preisen richtig in Schwung kommt. Mit kurzsichtiger Preistreiberei mindert die Opec deshalb längerfristig ihre eigenen Marktanteile und Gewinne.

Seit April 2020 tagt die Opec-Plus-Runde nur noch per Videokonferenz

Die Opec-Staaten und ihre Unterstützer wollen nun die weitere Entwicklung verfolgen und monatlich über weitere Maßnahmen beraten. Früher entsandten sie dazu ihre Vertreter nach Wien, wo die 1960 gegründete Opec ihren Hauptsitz hat. Seit April 2020 finden diese Konferenzen wegen der Corona-Pandemie vorläufig nur noch per Videoschaltung statt.

Am 10. April vorigen Jahres beschloss die Opec-Plus-Runde eine Verknappung der Ölförderung um täglich 9,7 Millionen Barrel. Bis die Förderbeschränkung ab Mai wirksam wurde, sank der Ölpreis noch weiter bis auf 20 Euro. Bis zur nächsten Konferenz am 6. Juni hatte er sich aber schon wieder verdoppelt. Er blieb dann auch auf diesem Niveau, obwohl die Verknappung von August bis Jahresende auf 7,7 Millionen Barrel verringert wurde. Ab 2021 war eine weitere Absenkung auf 5,8 Millionen Barrel geplant, wodurch der Preis vermutlich bei 50 Euro stabilisiert worden wäre. Auf den beiden jüngsten Konferenzen der Opec-Plus-Runde am 3. Dezember und 4. Januar entschied die Mehrheit aber anders und beschloss nur schwache Abstriche, damit der Ölpreis noch weiter anzieht.

 

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