September 2020 |
200912 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Vattenfall-Konzern hat das Hamburger Steinkohlekraftwerk Moorburg in die erste Ausschreibung aufgrund des Kohleverstromungsbeendigungsgesetzes (KVBG) eingebracht, die zum 1. September stattfand (200805). "Wenn wir den Zuschlag bekommen, würden wir die entsprechenden Kapazitäten Mitte nächsten Jahres schließen", sagte Vattenfall-Chef Magnus Hall der "Süddeutschen Zeitung" (4.9.). Im übrigen blieben aber die Bieter und die von ihnen abgegebenen Gebote bisher geheim. Die Bundesnetzagentur will die erteilten Zuschläge bis spätestens 1. Dezember bekanntgeben.
Die beiden Hamburger Blöcke mit jeweils 800 Megawatt elektrischer Nettoleistung wurden erst 2015 in Betrieb genommen. Sie sind nach Datteln 4 (200515) und neben dem gleichaltrigen Block 9 im Großkraftwerk Mannheim (200913) die jüngsten Steinkohle-Blöcke in Deutschland. Der Inbetriebnahme gingen jahrelange Auseinandersetzungen um Umweltauflagen voraus, die bis heute andauern: Just am selben Tag, zu dem die Ausschreibung stattfand, entschied das Oberverwaltungsgericht Hamburg zum zweiten Mal, dass das Kraftwerk nur mit dem nachträglich gebauten Kühlturm betrieben werden darf, anstatt mit der kostengünstigeren Frischwasserkühlung durch die Elbe.
In der ersten Ausschreibungsrunde wurden nur Kohlekraftwerke außerhalb der sogenannten Südregion zugelassen, in der sich fast alle der insgesamt 37 Kraftwerksblöcke befinden, die bisher von den Übertragungsnetzbetreibern als systemrelevant eingestuft wurden (200913). Dieses Kriterium würde Moorburg erfüllen. Es ist aber nicht auszuschließen, dass der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz das Kraftwerk trotzdem für systemrelevant hält. Dieser Punkt müsste von der Bundesnetzagentur zunächst geklärt werden, bevor sie einen Zuschlag erteilt. Ob Vattenfall dann tatsächlich zum Zuge kommt, hängt vom Umfang und der Qualität der übrigen Gebote ab. Insgesamt sind Prämien für die Stilllegung von 4.000 Megawatt Nettoleistung zu vergeben. Da der Höchstwert bei der ersten Ausschreibungsrunde 165.000 Euro pro Megawatt Nettoleistung beträgt, könnte Vattenfall somit für die 1.600 MW der beiden Blöcke in Moorburg eine Entschädigung von bis zu 264 Millionen Euro bekommen. Bei der Zuschlagserteilung spielen neben der Gebotshöhe aber auch die vom Wirkungsgrad der Stromerzeugung abhängigen CO2-Emissionen eine Rolle, die bei modernen Kohlekraftwerken geringer sind. Falls alle Bieter den zulässigen Höchstpreis ausreizen und das Angebot größer als die Zuschlagsmenge ist, werden deshalb ältere Anlagen größere Zuschlagschancen haben als jüngere.