November 2016 |
161111 |
ENERGIE-CHRONIK |
Seit dem Börsenstart konnte die Uniper-Aktie um zwölf Prozent zulegen, während Innogy um sieben Prozent verlor. |
Die Börsenbewertungen der beiden Konzern-Abspaltungen Uniper und Innogy haben sich im November unterschiedlich entwickelt. Gegen Ende des Monats notierte die Aktie der E.ON-Tochter Uniper um rund zwölf Prozent höher als beim Börsenstart am 12. September. Zeitweilig wurde sie sogar um bis zu 29 Prozent höher bewertet. Dagegen verlor die Innogy-Aktie rund sieben Prozent gegenüber der Erstnotierung am 7. Oktober, obwohl sie in der ersten Woche ihres Debüts zunächst einen Zuwachs um bis zu sechs Prozent erreichte.
Allerdings sind Vergleiche zwischen den beiden Konzernabspaltungen nur bedingt aussagekräftig, solange die Kursentwicklung der Mutterkonzerne außer Acht gelassen wird, die weiterhin die Mehrheit bzw. den Großteil der Aktien halten. Nimmt man die Marktkapitalisierung als Vergleichsgröße, so hat seit dem jeweiligen Börsengang die E.ON-Aktie um 1,64 Milliarden Euro zugelegt, während die RWE-Aktie 0,94 Milliarden an Wert verlor. Zusammengenommen hat sich die Marktkapitalisierung von E.ON und Uniper bis Ende November um 1,06 Milliarden verringert, während der Doppelpack aus RWE und Innogy 2,3 Milliarden einbüßte. Das ändert freilich nichts daran, daß Innogy die Marktkapitalisierung des Mutterkonzerns noch immer um mehr als das Doppelte übertrifft und damit der Börsengang für RWE ein großer Erfolg war.
Einer der Gründe für die bessere Bewertung von Uniper könnte der Wiederanstieg der Großhandelspreise für Strom gewesen sein, die im Februar mit 21,99 Euro pro Megawattstunde Grundlaststrom einen Rekord-Tiefstand erreicht hatten und bis Oktober auf 37,13 Euro kletterten (siehe Phelix). Für das konventionelle Kraftwerksgeschäft, das Uniper aus dem Gesamtbestand des E.ON-Konzern übernommen hat, ist das eine gute Nachricht. Allerdings kommt dieser Anstieg nicht überraschend, sondern ist saisonüblich. Im Oktober vorigen Jahres erreichte er sogar 39,36 Euro. Eine Trendwende läßt sich daraus noch nicht ableiten.
Laut dem Zwischenbericht, den Uniper am 22. November veröffentlichte, war die Stromerzeugung "weiterhin durch signifikant niedrigere erzielte Strompreise beeinflußt". Positiv habe sich dagegen das Gashandelsgeschäft entwickelt, das E.ON ebenfalls der neuen Tochter überlassen hat. Neben den Preisnachlässen, welche die russische Gazprom im Frühjahr nach langen Verhandlungen einräumte (160415), habe man in diesem Geschäftsbereich "starke Optimierungserträge" erzielen können.
Das Schwächeln der Innogy-Aktie scheint auf eine gewisse Ernüchterung nach der Euphorie des erfolgreichen Börsenstarts zurückzuführen sein. Am 11. November veröffentlichte das Unternehmen eine "Zwischenmitteilung" für die ersten neun Monate: Demnach beliefen sich die Nettoschulden Ende September auf 18,7 Milliarden Euro, während sie Ende 2015 noch mit 6,7 Milliarden Euro ausgewiesen worden waren. Dieser signifikante Schuldenanstieg sei aber auf die Reorganisation des RWE-Konzerns zurückzuführen und beim Vergleich mit dem vorherigen Stand "nicht aussagekräftig", hieß es. Außerdem habe man die Pensionsrückstellungen wegen des Zinsverfalls von von 3,5 auf 5 Milliarden Euro aufstocken müssen.
Der Zwischenbericht beziffert das operative Ergebnis von Januar bis September mit 2,919 Milliarden Euro. Davon entfallen 64 Prozent auf den Netzbereich, 24 Prozent auf den Vertrieb und 16 Prozent auf die Erneuerbaren Energien. Entgegen dem von Innogy gepflegten Selbstbild und allgemein verbreitetem Eindruck spielt demnach das Geschäft mit Erneuerbaren Energien für die RWE-Tochter bislang nur eine drittrangige Rolle. Viel wichtiger für die Ertragslage ist der Bereich "Netz & Infrastruktur". Für institutionelle Anleger ist das aber eher ein Pluspunkt, denn trotz der bevorstehenden Kürzungen der Eigenkapitalverzinsung (161004) garantiert der Netzbetrieb zuverlässig fließende Erträge.