Dezember 2014

141203

ENERGIE-CHRONIK


E.ON gründet "Bad Bank" für Kohle- und Atomkraftwerke

Der E.ON-Aufsichtsrat beschloß am 30. November einstimmig die Aufspaltung des Konzerns in zwei getrennte Bereiche. Die bestehende Holding wird sich demnach künftig "auf Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen" konzentrieren. Das heißt, daß sie auch alle Vertriebs- und Netzkunden behält. Das übrige Geschäft wird abgespalten und in eine noch zu gründende neue Gesellschaft eingebracht. Dazu gehören die Geschäftsfelder "konventionelle Erzeugung, globaler Energiehandel und Exploration & Produktion". Mit der konventionellen Stromerzeugung, die den Konzerngewinn derzeit am stärksten belastet, werden so auch die Verpflichtungen zum Rückbau der Atomkraftwerke in eine Art "Bad Bank" ausgelagert, die alle Risiken abwickelt, die das künftige Hauptgeschäft belasten könnten.

Erst vor kurzem hatten die vier Atomkonzerne der Bundesregierung die Gründung einer öffentlich-rechtlichen Stiftung vorgeschlagen, die mit den derzeit noch neun Atomkraftwerken auch die Beseitigung aller stillgelegten Anlagen und von deren Abfällen übernehmen soll (140501). Einen ähnlichen "Bad Bank"-Effekt würde E.ON mit der Aufspaltung in zwei Konzerne erreichen, von denen der eine das profitabel erscheinende Zukunftsgeschäft und der andere die Altlasten übernimmt. Noch größer würde dieser Effekt, wenn es ihm in einem weiteren Schritt gelänge, auch die Atom-Risiken abzuspalten und in das erwähnte Modell einer öffentlich-rechtlichen Stiftung einzubringen. Die Bundesregierung hat da freilich andere Vorstellungen. Sie prüft derzeit, wie die von den KKW-Betreibern getätigten Rückstellungen wenigstens teilweise insolvenzsicher gemacht werden können.

Künftig zwei börsennotierte Unternehmen für unterschiedliche Kapitalanleger

"Das bisherige breite Geschäftsmodell von E.ON wird den neuen Herausforderungen nicht mehr gerecht", begründete E.ON-Chef Johannes Teyssen die geplante Umstrukturierung des Konzerns. "Deshalb wollen wir uns radikal neu aufstellen. E.ON wird sich Wachstumspotenziale aus der Umgestaltung der Energiewelt erschließen. Daneben schaffen wir ein solides, unabhängiges Unternehmen, das den Umbau der Energieversorgung absichert. Beide Ansätze unterscheiden sich so grundlegend voneinander, dass die Fokussierung in zwei getrennten Unternehmen die besten Zukunftsperspektiven bietet."

Die Trennung der beiden Geschäftsbereiche soll bis 2016 vollzogen sein. Der E.ON-Konzern hat die Gesamtzahl seiner Beschäftigten, die 2011 noch mit 78.889 angegeben wurde, auf mittlerweile etwa 60.000 abgebaut. Davon übernimmt die neue Gesellschaft für den Risikobereich rund 20.000. Die Aktien dieses Unternehmens werden zum größten Teil den bisherigen Aktionären der Holdinggesellschaft E.ON SE gehören (die frühere E.ON AG hat seit 2012 die Rechtsform einer "Europäischen Aktiengesellschaft"). Der Rest soll an der Börse angeboten werden. Anscheinend geht E.ON davon aus, daß auch die "Bad Bank" in der Gewinnzone bleibt.

"Die zwei börsennotierten Unternehmen werden für unterschiedliche Investorengruppen interessant sein", hieß es in der E.ON-Pressemitteilung. "Die E.ON SE bietet ihren Investoren attraktive Erträge mit geringer Volatilität und klaren Wachstumschancen. Die Investoren der Neuen Gesellschaft profitieren von Cashflows aus dem bestehenden Geschäftsportfolio in Europa und Rußland und zusätzlich von Chancen aus der erwarteten Neuordnung der europäischen Erzeugungsmärkte."

 

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