Januar 2016

160115

ENERGIE-CHRONIK


 

Hildegard Müller war sieben Jahre lang Chefin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Zuvor machte sie über die CDU Karriere. Ihr Nachfolger Stefan Kapferer brachte es dagegen via FDP zu Ämtern und Würden.
Fotos: BDEW / OECD

BDEW-Chefin Hildegard Müller geht zu RWE

Die bisherige BDEW-Chefin Hildegard Müller (48) wechselt zum 1. Mai 2016 in den RWE-Konzern. Sie übernimmt dort "im Zuge der anstehenden Umstrukturierungen eine Vorstandsfunktion in einer Konzerngesellschaft", wie RWE am 11. Januar mitteilte. Über weitere Einzelheiten werde man "zu gegebener Zeit informieren". Diese sibyllinische Formulierung könnte vermuten lassen, daß Müller für die Leitung der neuen Konzerntochter vorgesehen sein könnte, die den lukrativeren Teil des RWE-Geschäfts übernehmen und an die Börse bringen soll (151207). Möglicherweise wird sie aber auch für deren Netz- und Vertriebsgeschäft zuständig.

Hildegard Müller amtierte seit Oktober 2008 als Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung und Mitglied des Präsidiums des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (080712). Wie der BDEW mitteilte, gibt sie diesen Posten bereits Ende Januar auf. Über den Wechsel zu RWE wurde bereits seit Sommer vorigen Jahres spekuliert.

Die diplomierte Betriebswirtin begann ihren Berufsweg bei der Dresdner Bank, von der sie auch bei ihrer politischen Karriere kräftig unterstützt wurde: Von 1998 bis 2002 war sie Bundesvorsitzende der Jungen Union, von 1998 bis 2008 Mitglied des CDU-Bundesvorstands und seit 2000 Mitglied des CDU-Präsidiums. Von 2002 bis zu ihrer Berufung zur BDEW-Chefin saß sie für die CDU im Bundestag. Zugleich war sie seit 2005 Staatsministerin im Bundeskanzleramt und galt als Vertraute von Angela Merkel. Ehrenamtlich ist sie unter anderem Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

Der Nachfolger Stefan Kapferer ist auch außerhalb der FDP wohlgelitten

Am 21. Januar berief der BDEW-Vorstand den früheren FDP-Politiker Stefan Kapferer (50) einstimmig zum Nachfolger. Kapferer war seit 1994 hauptamtlicher Funktionär der FDP, zuerst als Landesgeschäftsführer in Niedersachsen, dann als Leiter der Abteilung Strategie und Kampagnen in der Bundesgeschäftsstelle und schließlich als stellvertretender Bundesgeschäftsführer. Nachdem die FDP in Niedersachsen 2003 zum ersten Mal seit 1994 wieder in den Landtag eingezogen war und gemeinsam mit der CDU die Regierung stellen konnte, wurde er Leiter der Staatskanzlei. Im Oktober 2008 wechselte er als Staatssekretär ins niedersächsische Wirtschaftsministerium, das seinem Parteifreund Philipp Rösler unterstand. Nach den Bundestagswahlen 2009 holte ihn Rösler als beamteten Staatssekretär zunächst ins Bundesgesundheitsministerium und ab Juni 2011 ins Bundeswirtschaftsministerium (110514). Kapferer behielt den Staatssekretärs-Posten bis September 2014, obwohl die FDP nach den Bundestagswahlen 2013 aus der Regierung ausschied und Sigmar Gabriel (SPD) neuer Wirtschaftsminister wurde (131201). In dieser Zeit war er auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Energie-Agentur, die dem Bundeswirtschaftsministerium untersteht. Im Oktober 2014 wurde er dann mit Unterstützung der schwarz-roten Bundesregierung stellvertretender Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris. Diese Funktion hat er derzeit noch inne. Seinen neuen Posten als Cheflobbyist der Energiewirtschaft wird er zum 1. Mai antreten.

 

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