Uniper-Abspaltung ist für E.ON bisher nur bescheidener Erfolg

Oktober 2016

161003

ENERGIE-CHRONIK


 


Den schwierigeren Teil des einstigen E.ON-Gesamtgeschäfts verantworten jetzt die Uniper-Vorstände Christopher Delbrück (Finanzen), Klaus Schäfer (Vorsitzender), Eckhardt Rümmler ("Chief Operating Officer") und Keith Martin ("Chief Commercial Officer").
Foto: Uniper

Uniper-Abspaltung ist für E.ON bisher nur bescheidener Erfolg

Die Aktie der neuen E.ON-Tochter Uniper wird seit 12. September an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt. Während sie am Eröffnungstag mit 10,3 Euro aus dem Handel gegangen war, legte sie bis Ende Oktober um bis zu zwei Euro zu. Im selben Zeitraum sank allerdings die E.ON-Aktie von zuletzt 7,42 auf bis zu 6,08 Euro, um sich dann bis Ende Oktober auf 6,71 Euro wieder zu erholen. Generell verläuft die Aufspaltung des alten Geschäftsbereichs bei E.ON bisher nicht so erfolgreich wie beim RWE-Konzern, der am 7. Oktober nachzog und seine neue Tochter Innogy an die Börse brachte (161002).

E.ON und Uniper haben im Doppelpack nun deutlich weniger Börsenwert als RWE und Innogy

 

Zusammengenommen erreichten Uniper (rot) und E.ON (blau) Ende Oktober eine Marktkapitalisierung von rund 18 Milliarden Euro. Sie standen damit besser da also vor der Aufspaltung, denn man muß gut ein Jahr zurückgehen, um eine ähnlich hohe Marktkapitalisierung für den ungeteilten Konzern zu finden.

Zusammengenommen erreichten E.ON und Uniper Ende Oktober eine Marktkapitalisierung von rund 18 Milliarden Euro. Man muß ein Jahr zurückgehen, um für den ungeteilten Konzern ähnliche Werte zu finden. Im Vergleich mit dem RWE-Konzern ist das allerdings ein bescheidener Erfolg, denn dieser schraubte seine Talfahrt durch die Aufspaltung in zwei Unternehmen gleich bis ins Jahr 2012 zurück. Ende Oktober verfügte die E.ON-Aktie zwar mit gut 13 Milliarden Euro weiterhin über eine deutliche höhere Marktkapitalisierung als die RWE-Aktie mit etwa 8,5 Milliarden Euro. Berücksichtigt man aber die inzwischen erfolgten Abspaltungen der beiden Töchter, so hat nun RWE/Innogy mit 29 Milliarden Euro die Nase vorn, während E.ON/Uniper mit rund 18 Milliarden Euro hinterherhinkt.

E.ON gliederte Altlasten aus, RWE das Zukunftsgeschäft

Beide Energiekonzerne wollen mit ihrer Aufspaltung die dramatisch geschrumpften Börsenwerte wieder nach oben treiben. Sie gehen dabei aber in unterschiedlicher Weise vor: RWE hat die alte Konzernholding zu einer operativ tätigen Aktiengesellschaft umgewandelt und dieser die gesamte Altlast des konventionellen Kraftwerksgeschäfts einschließlich der Kernkraftwerke überlassen, während die neue Tochter Innogy mit den Erneuerbaren, Netz und Vertrieb die lukrativen und zukunftsträchtigen Geschäftsfelder bekam. E.ON wählte den umgekehrten Weg: Hier will sich die E.ON SE künftig erklärtermaßen "vollständig auf erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen und damit auf die Bausteine der neuen Energiewelt konzentrieren", während die Ausgründung Uniper das konventionelle Kraftwerksgeschäft fortführt.

Neue E.ON-Aktie wird weiterhin durch Kernenergie belastet

Wenn jetzt sowohl die alte E.ON-Aktie als auch die neue Uniper-Aktie nicht im erhofften Maße reüssieren, hat das allerdings einen anderen Grund: Ursprünglich sollte die Ausgründung Uniper neben Kohle- und Gaskraftwerken auch – und vor allem – die Kernkraftwerke übernehmen. Dies wurde aber durch einen Gesetzentwurf durchkreuzt, mit dem die Bundesregierung verhindern will, daß sich die Energiekonzerne ihren nuklearen Entsorgungsverpflichtungen entziehen. Der E.ON-Konzern verzichtete deshalb vorerst auf die geplante Abspaltung des Kernenergie-Bereichs nach Art einer "Bad Bank" (141203). Die Kernkraftwerke bleiben somit als Altlast unter dem Dach der E.ON SE, die eigentlich nur den zukunftsträchtigeren Teil des Altgeschäfts umfassen sollte. Sie werden dort aber demonstrativ stiefmütterlich behandelt und von einer "gesonderten operativen Einheit" gesteuert (150901).

Für jeweils zehn E.ON-Aktien gab es zusätzlich eine Uniper-Aktie

Auch der Gang an die Börse verlief anders: RWE hat die Uniper-Aktien über eine Kapitalerhöhung plaziert und will auch in Zukunft mit mindestens 75 Prozent Mehrheitsaktionär der Tochter bleiben. Die Aktionäre der alten RWE AG partizipieren somit in großem Maße vom Erfolg der Ausgründung. E.ON hat dagegen 53,35 Prozent der neuen Uniper-Aktien den eigenen Aktionären zugeteilt und selber mit 46,65 Prozent nur die Minderheit behalten. Für jeweils zehn E.ON-Aktien gab es zusätzlich eine Uniper-Aktie. Was seit 12. September neu an die Börse gelangt, sind also Aktien aus dem Besitz von E.ON-Aktionären.

RWE hat Uniper den Strombezugsvertrag für das neue Kraftwerk Datteln gekündigt

Um für die Börse attraktiver zu werden, will Uniper zahlreiche Stellen abbauen und bis 2018 für mindestens zwei Milliarden Euro Unternehmensteile verkaufen. Bei der Gründung übernahm die E.ON-Tochter insgesamt rund 14.000 Mitarbeiter, von denen rund 5.000 in Deutschland beschäftigt sind. Unterdessen bekam sie aber auch die ähnlich gearteten Einsparungsbemühungen der RWE AG zu spüren: Diese kündigte einen Strombezugsvertrag für das neue Steinkohlekraftwerk Datteln 4. Der Vertrag wurde vor rund zehn Jahren geschlossen, als mit dem Bau des Kraftwerks begonnen wurde, das wegen langwieriger juristischer Auseinandersetzungen voraussichtlich erst 2018 den Betrieb aufnehmen kann (120609, 160112). Uniper will die Kündigung aber nicht einfach akzeptieren. Möglicherweise werden die Gerichte entscheiden müssen.

 

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