März 2004 |
040303 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen sind 2003 in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um 0,4 Prozent auf 836,6 Millionen Tonnen gestiegen. Dies geht aus Erhebungen hervor, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Anfang März in seinem Wochenbericht 10/04 veröffentlichte. Damit hat sich die seit dem Jahr 2000 zu beobachtende Trendumkehr eines Wiederanstiegs der CO2-Emissionen fortgesetzt (siehe Tabelle).
Ein etwas günstigeres Bild ergibt sich bei Berücksichtigung der kühleren Witterung: Temperaturbereinigt sind die CO2-Emissionen gegenüber dem Vorjahr um 0,6 Prozent zurückgegangen.
Das meiste CO2 stammte aus Mineralöl (35,6%), gefolgt von Gas (22,7%), Braunkohle (22,0%) und Steinkohle (19,4%). Insgesamt lag die energiebedingte CO2-Emissionsfracht nur noch um 150,1 Mio. t unter dem Stand des Jahres 1990, der international als Basisjahr zur Bestimmung und Kontrolle der Reduktionsziele dient, während 1999 der Abstand 158,1 Mio. t betragen hatte.
Diese Zahlen bestätigen Befürchtungen, daß es der Energiewirtschaft schwer fallen wird, ihre CO2-Emissionen so zu senken, wie sie es in der Selbstverpflichtung zum Klimaschutz vom November 2002 (001010) und der darauf aufbauenden KWK-Vereinbarung vom Juni 2001 (010601) zugesagt hat. Schon am 12. Februar hatte Bundesumweltminister Jürgen Trittin der Energiewirtschaft den Wiederanstieg der CO2-Emissionen vorgehalten und ihr unterstellt, sie wolle sich mit ihrem Widerstand gegen seinen Entwurf für den "nationalen Allokationsplan" zum Handel mit Emissionszertifikaten insgeheim von den eingegangenen Verpflichtungen verabschieden (040201). Die Industrie hatte ihrerseits geltend gemacht, daß die 21prozentige Minderung der CO2-Emissionen bis 2008/2012, zu der sich Deutschland im Rahmen der EU verpflichtet hat, schon zu annähernd 19 Prozent erreicht sei. Tatsächlich hat der Zusammenbruch der ostdeutschen Industrie einen starken Rückgang der energiebedingten CO2-Emissionen bewirkt: Allein von 1990 bis 1995 sanken sie von 986,8 Mio. t auf 872,4 Mio. t und erreichten 1999 mit 828,7 Mio. t den bisherigen Tiefststand. Seitdem jedoch weist - mit Ausnahme des Jahres 2002 - die CO2-Emissionskurve wieder deutlich nach oben. Bei einem Wiederanspringen der Konjunktur dürfte sich dieser Trend noch verstärken.
Nach Feststellung des DIW hat sich die Bundesregierung offenkundig von dem zehn Jahre lang verkündeten Ziel verabschiedet, die CO2-Emissionen schon bis zum Jahr 2005 um ein Viertel gegenüber 1990 zu senken (930805, 950402, 001010). Stattdessen verweise sie jetzt in offiziellen Verlautbarungen auf das im Rahmen der EU-Lastenteilung vereinbarte Reduktionsziel. Aber auch für dessen Erreichung bedürfe es weiterer klimaschutzpolitischer Anstrengungen. Der bevorstehende europaweite Handel mit Emissionszertifikaten könne dazu einen wesentlichen Beitrag leisten.
Zur sektoralen Entwicklung (siehe Tabelle)
enthält der DIW-Wochenbericht noch keine Angaben für das zurückliegende
Jahr. Zuletzt (2002) machten die energiebedingten CO2-Emissionen über
97 Prozent des gesamten Kohlendioxid-Austoßes aus (der außerdem
noch Industrieprozesse umfaßt). Den größten Anteil an
den energiebedingten Emissionen hatten Kraftwerke zur Stromerzeugung und
andere Energieversorgungsanlagen (ca. 44 Prozent), gefolgt von Verkehr
(20 Prozent), Haushalten (14 Prozent) und Industrie (13 Prozent).