Mai 2023

230512

ENERGIE-CHRONIK


Frankreich verstaatlicht EDF wieder komplett, um sein Atomprogramm durchsetzen zu können

Die Electricité de France (EDF) gehört ab 8. Juni wieder zu hundert Prozent dem französischen Staat. Dies kündigte am 23. Mai der Wirtschaftsminister Bruno Le Maire an, nachdem die Finanzaufsichtsbehörde mitgeteilt hatte, dass die Staatsbeteiligung inzwischen "mindestens 98,04 Prozent" der Stimmrechte erreicht habe. Zuvor hatte am 2. Mai das Pariser Berufungsgericht die Nichtigkeitsklage von Kleinaktionären gegen das Abfindungsangebot der Regierung zurückgewiesen. Daraufhin hatten die Aktionäre bis 17. Mai nochmals Gelegenheit, das von ihnen als zu gering abgelehnte Angebot zu akzeptieren. Wer darauf nicht eingehen wollte, wurde zwangsabgefunden.

Die komplette Wiederverstaatlichung werde es ermöglichen, das Programm zum Bau von sechs neuen Reaktoren des Typs EPR "unter den bestmöglichen Bedingungen zu realisieren", erklärte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. – Eine versteckte Anspielung auf die hohen Kosten, die damit dem hochverschuldeten Unternehmen zusätzlich aufgebürdet werden und letztendlich wie schon in der Vergangenheit aus dem Staatshaushalt beglichen werden müssen.

An der Börse waren die EDF-Aktien vollkommen bedeutungslos geworden

Der frühere Staatsbetrieb EDF wurde 2004 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt (040604) und Ende 2005 teilprivatisiert (041105, 051016). Der Staat behielt jedoch 84,5 Prozent der Aktien. Von den restlichen 15,5 Prozent entfielen 1,7 Prozent auf Belegschaftsaktien (die zum Vorzugspreis ausgegeben wurden), 2,8 Prozent auf private Kleinanleger und 0,1 Prozent auf Eigenbesitz. Der Rest von 10,9 Prozent gehörte institutionellen Anlegern, die ihre Papiere zum großen Teil als langfristige Kapitalanlage erwarben. Für den Handel an der Börse waren aber wahrscheinlich nur etwa drei Prozent aller Aktien relevant. Dies wurde der EDF zum Verhängnis, als ihre Aktie Ende 2015 um das Zweieinhalbfache unter den Ausgabekurs Euro fiel. Entsprechend verringerten sich die Marktkapitalisierung und die ohnehin geringe Bedeutung des Unternehmens für den französischen Aktienindex, in dem die EDF seitdem nicht mehr notiert wurde (151210).

 

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