April 2016

160405

ENERGIE-CHRONIK


Französischer Staat stützt EDF mit fünf Milliarden Euro

Die französische Regierung will die hochverschuldete Electricité de France (EDF) mit fünf Milliarden Euro stützen. Dies gaben die Ministerien für Finanzen und Wirtschaft am 22. April nach einer Sitzung des EDF-Aufsichtsrats bekannt, bei der die langfristige Finanzplanung des Energiekonzerns erörtert wurde. Ferner sei beschlossen worden, daß die EDF bis Ende Juni einen Vorschlag für die Teilprivatisierung ihrer Netztochter RTE vorlegt, der bis zum Jahresende umgesetzt werden kann.

Regierung verzichtet drei Jahre lang auf Dividenden

In einem Interview mit der Sonntagszeitung "Journal du Dimanche" (24.4.) bezifferte Wirtschaftsminister Emmanuel Macron die Schuldenlast der EDF mit 37 Milliarden Euro. Die Finanzhilfe werde so vor sich gehen, daß die EDF bis Ende des Jahres eine Kapitalaufstockung um vier Milliarden Euro vornimmt, an der sich der Staat mit drei Milliarden Euro beteiligt. Außerdem werde die Regierung – wie schon 2015 – auch 2016 und 2017 auf die Dividende aus der 85-prozentigen Staatsbeteiligung an der EDF verzichten. Dies bringe dem Energiekonzern weitere zwei Milliarden Euro ein. In der Vergangenheit habe der Staat von der EDF binnen zehn Jahren zwanzig Milliarden Euro an Dividende kassiert, fügte Macron hinzu. Das sei zuviel gewesen.

Investitionsentscheidung für Hinkley Point bis zum September

Macron bestritt, daß die finanzielle Rettungsaktion durch den geplanten Bau von zwei Reaktoren am britischen Standort Hinkley Point erforderlich werde. Sie sei vielmehr Bestandteil der Strategie zur Neuordnung der französischen Atomwirtschaft, wie sie im Sommer vorigen Jahres mit der Neuverteilung der Rollen von Areva und EDF beschlossen wurde (150703). Die finanzielle Dimension des Projekts Hinkley Point entspreche dem EDF-Investitionsbudget eines Jahres. Die Finanzkraft des Unternehmens würde dadurch nicht überstrapaziert.

Zugleich brach der Wirtschaftsminister eine Lanze für das KKW-Projekt Hinkley Point, dessen unkalkulierbare Kosten vor kurzem den Finanzchef der EDF zum Rücktritt veranlaßten (160314). Der Bau der beiden Reaktoren sei dringend geboten, um das französische Knowhow auf kerntechnischem Gebiet weltweit zu demonstrieren. Andernfalls drohe der Verlust von potentiellen KKW-Kunden wie Indien, Südafrika oder Polen an amerikanische, chinesische oder russische Konkurrenten. Eine Verschiebung des Projekts komme ebenfalls nicht in Frage, weil sonst die Briten abspringen würden. Der französische Präsident Hollande befürworte die Inangriffnahme. Mit der endgültigen Investitionsentscheidung sei bis September zu rechnen.

Keine grundsätzlichen Zweifel an der Tauglichkeit des EPR

Prinzipielle Zweifel an der Tauglichkeit des französischen EPR-Reaktors ließ der Minister nicht gelten: Die bisherigen Probleme auf den Baustellen in Finnland (Olkiluoto), Frankreich (Flamanville) und China (Taishan) seien durch die mangelnde Zusammenarbeit zwischen EDF und Areva entstanden. Man habe gewissermaßen vier verschiedene Prototypen gebaut. Das Projekt Hinkley Point werde die Gelegenheit bieten, daraus die Lehren zu ziehen; ebenso die beschlossene Neuverteilung der Aufgaben zwischen Areva und EDF. Außerdem arbeite die EDF an einem neuen Modell, das kostengünstiger sei.

 

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