Mai 2020 |
200514 |
ENERGIE-CHRONIK |
In dem vom Europäischen Emissionshandelssystem (ETS) erfaßten Bereich sind 2019 die Treibhausgas-Emissionen um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Dies ergibt sich aus dem diesjährigen Bericht der Deutschen Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt (UBA), den die Behörde am 28. Mai veröffentlichte. Damit sind die CO2-Emissionen der rund 1.850 stationären Anlagen in Deutschland, die vom ETS erfasst werden, im Jahr 2019 deutlich stärker gesunken als die gesamten deutschen Treibhausgasemissionen. Im März hatte das Umweltbundesamt hier einen Rückgang der Emissionen um rund 54 Millionen Tonnen bzw. 6,3 Prozent festgestellt (200304).
Treiber des Rückgangs ist bei den ETS-Anlagen wie in der Gesamtbilanz der Kraftwerksbereich, wo der Strom aus erneuerbaren Quellen zunehmend die Kohle und andere fossile Energieträger verdrängt. Begünstigend wirkt sich dabei aus, dass der 2005 gestartete Handel mit Emissionszertifikaten – der zwölf Jahre lang nur eine klägliche Rolle spielte (siehe Hintergrund, November 2017) – seit Anfang 2018 deutlich angezogen hat (180813) . Inzwischen kostet die Berechtigung zum Ausstoß einer Tonne CO2-Äquivalent seit knapp zwei Jahren fast ununterbrochen mehr als zwanzig Euro, was zwar immer noch zu wenig ist, aber doch die Energiewende vorantreiben hilft.
"Die erfolgreiche Reform des europäischen Emissionshandels zeigt Wirkung", konstatierte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). "Der stark gestiegene Preis für CO2-Zertifikate hat zu einem deutlichen Rückgang der Emissionen geführt. Kohlestrom verschwindet zunehmend aus dem Markt und macht so Platz für Strom aus Wind und Sonne."
Die größten Emittenten unter den Energieanlagen sind in Tabelle 1 dargestellt. In dieser Auflistung der DEHSt fehlt naturgemäß noch das neue Steinkohle-Kraftwerk Datteln 4, das am 30. Mai in Betrieb genommen wurde (200515). Mit jährlichen CO2-Emissionen zwischen 6 und 8 Millionen Tonnen würde es vor dem Großkraftwerk Mannheim den achten Platz einnehmen. Insgesamt verursachen diese zehn Kraftwerke etwa ein Drittel (34 Prozent) der emissionshandelspflichtigen Emissionen im stationären Bereich und etwa die Hälfte (51 Prozent) der Emissionen von Energieanlagen. Sie emittieren damit in Summe sogar mehr Kohlendioxid-Äquivalente als alle 918 deutschen Industrieanlagen zusammen.
In Tabelle 2 sind die zehn größten Emittenten unter den Industrieanlagen aufgelistet, die rund 30 Prozent der Emissionen in diesem Bereich ausmachen. Mit rund 36 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten emittieren sie deutlich weniger als die zehn größten Kraftwerke. Sie stammen ausschließlich aus der Eisen- und Stahlindustrie oder sind Raffinerien. Ihr Anteil an den emissionshandelspflichtigen Emissionen im stationären Bereich liegt bei etwa zehn Prozent.