März 2020

200310

ENERGIE-CHRONIK


Wiener Stadtwerke zahlen 870 Millionen für EVN-Beteiligung der EnBW

Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) verkauft ihre Beteiligung von 28,35 Prozent am niederösterreichischen Energieunternehmen EVN AG den Wiener Stadtwerken. Laut einer gemeinsamen Mitteilung vom 5. März müssen noch die österreichischen und deutschen Kartellbehörden zustimmen. Im übrigen habe man Stillschweigen zu Details des Kaufvertrags vereinbart. Inoffiziell wurde allerdings bekannt, dass sich die Wiener Stadtwerke den Erwerb des Aktienpakets 870 Millionen Euro kosten lassen. Da dessen Börsenwert aktuell nur bei rund 800 Millionen Euro lag, ist das ein recht guter Preis, zumal die EnBW schon seit Jahren vergebens versucht hat, diese Beteiligung loszuwerden.

Die börsennotierte EVN AG hat ihren Sitz in Maria Enzersdorf, Niederösterreich. Sie ging 1986 aus der Verschmelzung der niederösterreichischen Landes-Elektrizitätsgesellschaft NEWAG mit dem Erdgas- und Fernwärmeunternehmen NIOGAS hervor. Über zwei Börsengänge wurde sie 1989 und 1990 zu 49 Prozent teilprivatisiert. Die Mehrheit von 51 Prozent des Aktienkapitals verblieb beim Land Niederösterreich.

Strategischer Höhenflug endete mit Bauchlandung

Die EnBW begann 2001 mit dem Erwerb von EVN-Aktien (011206). Bis 2004 erreichte sie einen Anteil von 20 Prozent und wurde zum größten privaten Aktionär des Landesversorgers (041106). Bis 2006 stieg die Beteiligung auf mehr als 35 Prozent. Offenbar verfolgte die EnBW großangelegte Pläne, wobei die EVN als Sprungbrett nach Südosteuropa dienen sollte. Anscheinend hoffte ihr seit 2003 amtierender Vorstandsvorsitzende Utz Claassen sogar, irgendwann die Mehrheit übernehmen zu können, obwohl die österreichischen Landesversorger nach der Verfassung mehrheitlich den Bundesländern gehören müssen.

Auf österreichischer Seite fanden diese strategischen Pläne indessen keine Unterstützung, sondern wurden mit großem Mißtrauen beäugt (061014). Die EnBW manövrierte sich so mit ihrem Anteilserwerb in eine Sackgasse. Unter dem neuen Vorstandschef Hans-Peter Villis wurde deshalb 2010 beschlossen, die inzwischen erreichten 35,72 Prozent wieder abzustoßen (100913). Es fand sich aber kein Käufer, der den verlangten Preis zahlen wollte. Daraufhin übertrug die EnBW das EVN-Aktienpaket Ende 2013 im Rahmen eines sogenannten CTA-Modells treuhänderisch ihrem neugegründeten EnBW Trust e.V. , der jetzt gegenüber den Wiener Stadtwerken als Verkäufer auftrat.

 

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