Dezember 2001

011206

ENERGIE-CHRONIK


"EnergieAllianz Austria" wird größter Endkundenversorger Österreichs

Zwei Monate nach der völligen Liberalisierung des Strommarktes in Österreich (011005) haben zum 1. Dezember 2001 sechs Unternehmen der Strom- und Gasversorgung ihre Vertriebsaktivitäten zusammengelegt. Die neue "EnergieAllianz Austria (EAA) versorgt eigenen Angaben zufolge 72 Prozent der Stromkunden und 85 Prozent der Gaskunden (siehe Karte).

Die Energie-Allianz wurde seit Anfang 2000 von dem niederösterreichischen Landesversorger EVN AG, der Wiener Stadtwerke Holding AG und der Linzer ESG AG vorangetrieben (000412). Sie war als Gegengründung zu der vom Verbund intendierten und inzwischen gescheiterten "Energie-Austria" (000914) gedacht. Anfang 2001 erklärten sich außerdem die burgenländischen Strom- und Gasversorger Bewag und Begas zur Teilnahme bereit. Sechster im Bunde wurde die oberösterreichische Energie AG.

Im Vorfeld ihres Zusammenschlusses gründeten EVN, Wienstrom, Linz AG und Bewag die Stromvertriebstochter Switch, die nach Art von "Yello" - und auch als präventive Abwehrmaßnahme gegen den deutschen Stromvertreiber - um wechselwillige Haushalts- und Gewerbekunden wirbt.

Größte Gesellschafter der EnergieAllianz GmbH sind mit jeweils 31,5 Prozent Wien Energie und EVN. Die Energie AG hält 17 Prozent. In die restlichen zwanzig Prozent teilen sich Bewag/Begas und Linz AG. Den Stromeinkauf übernimmt die e&t Energie Handelsgesellschaft m.b.H.

E.ON und EnBW gelten als Anwärter für EVN-Aktien

Es wird damit gerechnet, daß nun Verbund, Estag und Energie Oberösterreich ihre insgesamt 26 Prozent betragenden Beteiligungen am niederösterreichischen Landesversorger EVN verkaufen werden. Sie hatten diese Aktien erst vor kurzem erworben, um die EVN aus dem Bündnis mit Wiener Stadtwerken und Tiwag gegen die "Energie Austria"  herauszubrechen. Nachdem diese Pläne mit der Gründung der "EnergieAllianz Austria" durchkreuzt wurden,  will der Verbund sein EVN-Paket (14 Prozent) sobald wie möglich (2003) an den Wasserkraft-Partner E.ON (010702) abgeben. Für das Estag-Paket (6 Prozent) gilt die Electricité de France (EDF) als Favorit, die bereits eine Sperrminorität an der Energie Steiermark AG besitzt ( 971208). Außerdem soll sich die Energie Baden-Württemberg (EnBW) durch Käufe an der Wiener Börse bereits fünf Prozent an EVN gesichert haben (Handelsblatt, 12.12.).

Verbund und Estag legen Stromgeschäft zusammen

Die Österreichische Elektrizitätswirtschafts AG (Verbund) und die Energie Steiermark Holding AG (Estag) wollen ihr Stromgeschäft zusammenlegen. Zu diesem Zweck wird sich der Verbund an der Steierischen Wasserkraft- und Elektrizitäts AG (Steweag) beteiligen, die das Bundesland Steiermark mit Strom versorgt und bisher ausschließlich von der Estag kontrolliert wird.

Wie die EU-Kommission am 17. Dezember 2001 mitteilte, hat sie das Vorhaben genehmigt, da es keinen Anlaß zu Wettbewerbsbedenken gebe. Als Folge der 1999 begonnenen Teilliberalisierung des österreichischen Strommarktes und des Tätigwerdens ausländischer Stromunternehmen in Österreich sei der Anteil des Verbunds bei der Belieferung von Weiterverteilern und Großkunden im Jahr 2000 zurückgegangen.