Dezember 2018

181202

ENERGIE-CHRONIK


 

Während die Vorhaltung von Sekundärregelung und Minutenreserve (blau) in den letzten Jahren ständig billiger wurde, haben die Kosten für Redispatch bzw. Einspeisemanagement und "Countertrading" (grün) sowie für Vorhaltung und Einsatz der Netzreserve (braun) stark zugenommen. Mit insgesamt fast zwei Milliarden Euro erreichten die Ausgaben für sämtliche Arten von "Systemdienstleistungen" im Jahr 2017 einen vorläufigen Höchststand (siehe auch Tabelle).

Redispatch und Netzreserve treiben Ausgaben für "Systemdienstleistungen" auf Rekordhöhe

Nach einem vorübergehenden Rückgang im Jahr 2016 haben die Kosten der sogenannten Systemdienstleistungen wieder stark zugenommen und 2017 mit knapp zwei Milliarden Euro eine neue Rekordhöhe erreicht. Wie schon in den Vorjahren ist das vor allem auf die Kosten für den sogenannten Redispatch zur Bewältigung von Netzengpässen zurückzuführen, zu dem sachlich auch das "Einspeisemanagement" für EEG-Anlagen (181208) sowie das "Countertrading" gehören. Im Vergleich mit 2013 hat sich dieser Ausgabenblock verneunfacht. Außerdem sind in diesen vier Jahren die Kosten für Vorhaltung und Einsatz der "Netzreserve" (180204) um mehr als das Achtfache gestiegen. Dies ergibt sich aus dem "Monitoringbericht 2018", den die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt jetzt gemeinsam vorlegten.

Sekundärregelung und Minutenreserve kosteten 2017 nur noch einen Bruchteil soviel wie 2013

Dagegen ist seit 2014 ein kontinuierlicher Rückgang der Kosten bzw. des Bedarfs an Regelenergie festzustellen. Lediglich die Ausgaben für die Primärregelung haben sich nicht wesentlich verändert. Dagegen sind die Kosten für die Vorhaltung der Sekundärregelung in vier Jahren von 352,9 auf 54,0 Millionen zurückgegangen und erreichten 2017 nur noch 15 Prozent der Höhe von 2013. Bei der Minutenreserve verringerten sich die Ausgaben für die Vorhaltung von 156,1 auf 14,9 Millionen Euro und damit auf knapp zehn Prozent des Aufwands. (Bei der Primärregelung wird aus praktisch-technischen Gründen mit der Vorhaltung zugleich die Inanspruchnahme abgegolten. Bei der Sekundärregelung und der Minutenreserve gibt es dagegen keinen Pauschalpreis. Hier zählt die Vorhaltung zu den Systemdienstleistungen, während die Inanspruchnahme den Bilanzkreisverantwortlichen als "Ausgleichsenergie" in Rechnung gestellt wird.)

Überangebot führte zu Preisverfall für Regelenergie

Die starke Verengung des Marktes für Sekundärregelung und Minutenreserve bewirkte ab 2014 ein Überangebot an Anbietern und damit ein Absinken der Preise. Aus diesem Grund hat sich beispielsweise die Thüga, die just damals in diesen Geschäftsbereich einstieg, kurz darauf wieder zurückgezogen (151115). Vor dem Hintergrund der verschärften Konkurrenz ist auch der faule Trick zu sehen, mit dem sich ein Anbieter von Minutenreserve im Oktober 2017 kurzfristig einen Arbeitspreis von über 20.000 Euro pro Megawattstunde ergaunerte (siehe Hintergrund, Dezember 2017).


Zusammensetzung und Kosten der "Systemdienstleistungen" 2011 bis 2017 in Millionen Euro

(Quelle: Monitoringberichte 2017 und 2018)

 Art der Systemdienstleistung
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Primärregelung 111.8 82.3 85.2 103.4 110.9 74.4 76.6
Vorhaltung Sekundärregelung 371.9 267.1 352.9 227.6 154.8 90.5 54.0
Vorhaltung Minutenreserve 104.2 67.4 156.1 106.0 50.2 33.3 14.9
Verlustenergie 317.3 354.0 332.7 287.8 277.4 304.8 280.4
Blindleistung 27.0 68.3 33.0 26.7 32.6 37.5 12.9
Schwarzstartfähigkeit 7.3 5.2 5.9 5.1 5.1 6.1 6.7
Resdispatch 41.6 164.8 113.3 185.4 411.9 222.6 391.6
Einspeisemanagement       183 478.0 372.7 609.9
Countertrading 87.8 0.1 1.6 1.3 23.5 12.0 29.2
Vorhaltung Netzreserve 16.9 24.9 54.2 62.3 162.3 182.8 296.1
Einsatz Netzreserve 0.8 2.0 2,0 4.1 65.5 102.9 183.9
Vorhaltung abschaltbarer Lasten     9.8 18.8 27.8 25.4 26.9
Gesamtkosten
1086.6
1036.1
1146.7
1211.5
1800
1465
1983.1

 

Links (intern)