März 2017

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ENERGIE-CHRONIK


 

E.ON hat für 2016 ein Bilanzdefizit von 16 Milliarden Euro ausgewiesen. Das ist der zweithöchste Verlust in der deutschen Unternehmensgeschichte. Den Rekord hält vorläufig weiter die Telekom, die 2002 mit knapp 25 Milliarden Euro in die roten Zahlen geriet.

E.ON erwirtschaftet Fehlbetrag von 16 Milliarden und hat 26 Milliarden Schulden

Der E.ON-Konzern hat ein weiteres Großreinemachen in seiner Bilanz durchgeführt. Wie er am 15. März mitteilte, ergibt sich daraus für das Geschäftsjahr 2016 ein Fehlbetrag von rund 16 Milliarden Euro. Zugleich erhöhte sich die Netto-Verschuldung auf 26,3 Milliarden Euro. Im Vergleich mit dem Pro-Forma-Wert von 21,3 Milliarden Euro zum Jahresende 2015, aus dem die Anteile von Uniper an der Verschuldung herausgerechnet wurden, ist das ein Anstieg um fünf Milliarden Euro.

Wert von Uniper wurde um elf Milliarden Euro zu hoch angesetzt

E.ON begründete den enormen Fehlbetrag vor allem mit weiteren Abschreibungen auf die Tochter Uniper, deren Wert bei der Abspaltung um insgesamt elf Milliarden Euro zu hoch angesetzt worden sei. Ende März lag die Marktkapitalisierung von Uniper bei etwa 5,3 Milliarden Euro. Der E.ON-Anteil von knapp 47 Prozent hat somit ein Börsenwert von 2,4 Milliarden Euro. Die übrigen Anteile an Uniper haben die E.ON-Aktionäre zugeteilt bekommen und werden seit 12. September 2016 an der Börse gehandelt.

"Bilanz des Geschäftsjahrs 2016 ist letztmalig von Lasten der Vergangenheit geprägt"

Weitere Belastungen ergaben sich aus dem Entsorgungs-Kompromiß für die Kernkraftwerke und höheren Pensionsverpflichtungen aufgrund des Zinsverfalls. Währen das Defizit und die Schulden neue Höhen erreichten, schrumpfte das Konzerneigenkapital auf 1,3 Milliarden Euro. Trotz der insgesamt desolaten Finanzlage will der Vorstand die Aktionäre aber bei Laune halten, indem er für 2016 eine Dividende von 21 Cent pro Aktie vorschlägt. Für 2017 sind 30 Cent und für die folgenden Jahre weitere Erhöhungen vorgesehen.

Die Talsohle sei nunmehr durchschritten und die strategische Neuausrichtung des Unternehmens auch bilanziell abgeschlossen, versicherte der E.ON-Vorstand: "Die Bilanz des Geschäftsjahrs 2016 ist letztmalig von Lasten der Vergangenheit geprägt. Mit diesem Schlußstrich ist das Unternehmen nun frei, in den gesunden operativen Kerngeschäften Energienetze, Kundenlösungen und Erneuerbare Energien künftig zu wachsen."

Kapitalerhöhung durch Ausgabe neuer Aktien erbrachte 1,35 Milliarden Euro

Aufgrund der Ende 2016 vom Bundestag beschlossenen Neuregelung des Abbaues und der Entsorgung von Kernkraftwerken muß E.ON bis zum Sommer acht Milliarden Euro in den neu geschaffenen Entsorgungsfonds einzahlen. Weitere zwei Milliarden sind zur Aufbringung der sogenannten Risikoprämie erforderlich, damit der Staat auf Nachforderungen verzichtet und uneingeschränkt sämtliche Lasten der Endlagerung übernimmt (161202). Um diese Risikoprämie schultern zu können, gab der Vorstand am 16. März die Ausgabe von rund 200 Millionen neuen Stückaktien bekannt, die in einem beschleunigten Verfahren an institutionelle Anleger verkauft wurden. Kurz darauf teilte er mit, daß die Kapitalerhöhung erfolgreich verlaufen sei und 1,35 Milliarden Euro eingebracht habe.

Um die Verschuldung mittelfristig um rund sieben Milliarden Euro zu reduzieren und das Eigenkapital zu stärken, erwägt E.ON ferner den Verkauf seiner Uniper-Beteiligung, die Übertragung des Anteils an der Pipeline Nord-Stream1 in den Pensionsfonds, die "Optimierung der Kosten für den nuklearen Rückbau" und Verkäufe von nicht-strategischen Geschäften.

 

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