August 2012 |
120812 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der RWE-Konzern will seine konventionellen Kraftwerke in einer internationalen Gesellschaft bündeln. Wie der neue Vorstandsvorsitzende Peter Terium (110807) am 14. August auf der Halbjahrespressekonferenz mitteilte, soll die neue Erzeugungsgesellschaft "unsere gesamte konventionelle Kraftwerksflotte in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden steuern". Sie wird die Rechtsform einer "Societas Europaea" (120513) mit Sitz in Deutschland haben und zum Jahresbeginn 2013 ihre Tätigkeit aufnehmen. Als Chef ist Matthias Hartung vorgesehen, der bisherige Vorsitzende der Geschäftsführung der RWE Technology GmbH.
"Wir steigen aus Überzeugung aus der Kernenergie aus – und zwar nicht nur hier in Deutschland", erklärte Terium bei dieser Gelegenheit. "Das Cluster-Risiko dieser Technologie ist für uns auf Dauer nicht tragbar." Die laufenden Anlagen werde man "natürlich weiterhin auf höchstem Sicherheitsniveau" betreiben. Der Ausstieg aus der Kernenergie berühre auch nicht die eingereichten Klagen gegen die vorgezogene Stillegung der beiden Blöcke im Kernkraftwerk Biblis (110403) sowie die Verfassungsbeschwerde gegen die 13. Atomgesetz-Novelle, mit der RWE eine Entschädigung für den beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie erreichen möchte (120714).
"Wir werden vorerst auch keine neuen Großkraftwerke auf Basis von Kohle und Gas bauen", kündigte Terium an. Eine Ausnahme könne das Kraftwerksvorhaben BoA-Plus am Standort Niederaußem sein. Die BoA-Plus-Technik soll den Wirkungsgrad der Braunkohleverstromung auf 50 Prozent erhöhen. Sie wird von RWE schon seit 1998 anstelle der früheren Pläne für ein Kombikraftwerk mit integrierter Kohlevergasung (Kobra) verfolgt (980311). "Grundsätzlich halten wir die Braunkohleverstromung im rheinischen Revier auch auf lange Sicht für sinnvoll und notwendig", sagte Terium. "Eine Bauentscheidung werden wir jedoch erst dann treffen, wenn rechtssichere Genehmigungen vorliegen und die Wirtschaftlichkeit gegeben ist."
Zusätzlich zu den bereits angekündigten Maßnahmen sollen im Rahmen des neuen Effizienzsteigerungsprogramms "RWE 2015" konzernweit rund 2.400 Arbeitsplätze entfallen. "RWE wird künftig mit weniger Mitarbeitern auskommen müssen", sagte Terium. Den Arbeitsplatzabbau werde man jedoch "sozialverträglich und gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern gestalten". Den betroffenen Mitarbeitern werde man "auf die persönliche Lebenssituation abgestimmte Angebote unterbreiten". Dazu gehörten etwa Abfindungen oder Vorruhestandsregelungen. Mit "RWE 2015" knüpfe man "nahtlos" an das auslaufende Programm zur Effizienzsteigerung an, das bis Ende 2012 im Vergleich zu 2006 Einsparungen von 1,5 Milliarden Euro ergeben soll.