Oktober 2011 |
111007 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Bundesnetzagentur wird die Eigenkapitalverzinsung der Netzbetreiber für den Neubau von Strom- und Gasnetzen, die derzeit 9,29 Prozent beträgt, nur auf 9,05 Prozent absenken. Dies sagte der Behördenchef Matthias Kurth am 26. Oktober dem "Handelsblatt". Zunächst sollte die Rendite mit Blick auf die Entwicklung des allgemeinen Zinsniveaus ab Beginn der zweiten Regulierungsperiode auf 8,20 Prozent gekürzt werden (110906). Im Rahmen des eingeleiteten Konsultationsverfahrens hat die Behörde damit dem Druck der Branche nachgegeben. "Der Vorwurf, in Deutschland seien Investitionen in die Netze nicht attraktiv, sollte nun endgültig vom Tisch sein", sagte Kurth. "Wir senden mit unserer Festlegung das Signal an Pensionskassen, Versicherungen und andere institutionelle Anleger, dass es sich lohnt, in Deutschland in die Strom- und Gasnetze zu investieren."
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), der den Großteil der Verteilnetzbetreiber vertritt, begrüßte Kurths Ankündigung als "Schritt in die richtige Richtung". Zugleich hielt er aber einen Zinssatz für angemessen, der sogar deutlich über dem bisherigen Stand läge: Demnach wären 11,58 Prozent notwendig, damit die Verteilnetzbetreiber auch künftig in ihre Netze investieren können. Dies habe ein Gutachten ergeben, das die Unternehmensberatung KEMA Consulting im Auftrag des VKU erstellte.
Die reale Eigenkapitalverzinsung werde bei den Verteilnetzbetreibern durch den immer noch bestehenden Zeitverzug in der Anreizregulierung deutlich gemindert, argumentierte der Verbandsgeschäftsführer Hans-Joachim Reck. Die Bundesnetzagentur sei in diesem Punkt bisher nur den Übertragungsnetzbetreibern entgegengekommen, habe einer vergleichbaren VKU-Forderung für die Stadtwerke aber nicht stattgegeben.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hatte am 5. Oktober im Rahmen der Anhörung offiziell seine Stellungnahme abgegeben. Darin behauptet er erneut, daß die geplante Zinssatzabsenkung den notwendigen Aus- und Umbau der Stromnetze gefährden würde. Es gehe dabei nicht nur um die Transportnetze. Auch bei den Verteilnetzen bestehe zusätzlicher Investitionsbedarf zur Integration erneuerbarer Energien. Die Bundesnetzagentur weigere sich jedoch, diesen Ausbaubedarf anzuerkennen. Sie rechne "die Zahlen künstlich klein".