Januar 2011 |
110104 |
ENERGIE-CHRONIK |
Preiserhöhung trotz gesunkener Kosten: Während der Erzeugerpreis-Index für die Abgabe von Strom an weiterverteilende Unternehmen von September 2008 bis Oktober 2010 um 21 Prozent gesunken ist, ging der Endverbraucher-Index im selben Zeitraum um zehn Prozent in die Höhe. (Grafik aus dem Kurzgutachten von Gunnar Harms: "Sind die Strompreiserhöhungen zum Januar 2011 nachvollziehbar?") |
Zu Beginn des neuen Jahres haben 609 Stromanbieter ihre Preise um durchschnittlich 7 Prozent erhöht. Wie der Tarifvergleicher Verivox am 21. Januar mitteilte, werden weitere 78 Anbieter bis Anfang März die Preise um durchschnittlich 6 Prozent anheben. Auch der E.ON-Konzern greift nach knapp einem Jahr wieder zu und verlangt durchschnittlich 5,5 Prozent mehr. E.ON Bayern, E.ON edis und E.ON Hanse werden ab März teuerer. E.ON Avacon, E.ON Mitte und E.ON Westfalen Weser werden die Preise ab Mai erneut hochschrauben.
Der ununterbrochene Anstieg der Strompreise seit dem Jahr 2000 (091103) setzt sich damit weiter fort. Binnen zehn Jahren ist die Kilowattstunde um rund 70 Prozent teuerer geworden. Der kontinuierliche Strompreisanstieg trifft jedoch nur Haushalte und andere Kleinverbraucher. Industriekunden zahlen schon seit zwei Jahren ungefähr ein Drittel weniger als im Juli 2008: Der monatlich vom Verband der industriellen Energie- und Kraftwirtschaft veröffentlichte VIK-Strompreisindex ist seitdem von 236,49 auf Werte zwischen 139,5 und 163,66 gefallen. Der Physical Electricity Index (Phelix) an der Strombörse EEX war seit Herbst 2008 ebenfalls stark rückläufig.
In einem Kurzgutachten für die Bundestagsfraktion der Grünen gelangte der Energieexperte Gunnar Harms zu der Feststellung, daß Preisrückgänge am Strommarkt nicht bei den Verbrauchern angekommen sind. Während bei den Weiterverteilern die Kosten um 21 Prozent gesunken seien, hätten sich die Preise für die Kunden dieser Weiterverteiler um zehn Prozent erhöht (siehe Grafik). Die Bemühungen der Bundesnetzagentur um eine Senkung der Netzentgelte würden durch die Preispolitik der Stromversorger unterlaufen. 2010 sei vor allem für die vier großen Stromversorger ein Rekordjahr gewesen. Ihr gesamter Jahresgewinn dürfte bei rund 30 Milliarden Euro liegen. Nie zuvor hätten sie einen höheren Gewinn eingefahren. Auch bei Berücksichtigung der stark gestiegenen EEG-Umlage (101001) gebe es für die aktuellen Preiserhöhungen keinerlei Rechtfertigung.