November 2009

091108

ENERGIE-CHRONIK


RWE ist "American Water" endlich los, behält aber das Wassergeschäft im Blick

Dem RWE-Konzern ist es gelungen, seine Beteiligung am amerikanischen Wasserversorger American Water endlich loszuwerden. Wie er am 18. November mitteilte, verkaufte er weitere 23,5 Prozent an dem Unternehmen an ein Bankenkonsortium. Am 25. November folgte die Nachricht, daß das dasselbe Konsortium auch die Restbeteiligung von 2,1 Prozent übernommen habe. Für die beiden Aktienpakete erlöste RWE insgesamt 862 Millionen Dollar (579,1 Millionen Euro). Der kostspielige Einstieg in die amerikanische Wasserversorgung wurde damit komplett rückgängig gemacht.

Der RWE-Konzern war erstmals 1999 mit einer Beteiligung an den Berliner Wasserbetrieben in diesen Geschäftsbereich eingestiegen (990624). In den beiden folgenden Jahren übernahm er den bedeutenden britischen Wasserversorger Thames Water (000907) und mit American Water Works (010905) den größten Wasserversorger der USA. Die milliardenschweren Neuerwerbungen gehörten zum "Multi Utility"-Konzept des damaligen Vorstandsvorsitzenden Dietmar Kuhnt. Sie belasteten aber den Kurs der RWE-Aktie eher, statt ihn zu beflügeln. Der neue RWE-Chef Harry Roels begann deshalb 2005 damit, das ausländische Wassergeschäft wieder zu verkaufen (051106). Vorerst konnte aber nur für Thames Water ein Käufer gefunden werden (061010). American Water tauchte im Geschäftsbericht 2007 als "nicht fortgeführte Aktivität" auf.

Für den Erwerb von American Water hatte der RWE-Konzern 4,6 Milliarden Euro ausgegeben und zudem Schulden übernommen. Der damit errungene dritte Platz im weltweiten Wassermarkt hinter Vivendi (jetzt Veolia) und Suez brachte ihm aber nur Verluste ein. Bereits 2006 schrieb er 760 Millionen Euro auf American Water ab. 2008 folgte eine zweite Wertberichtigung in Höhe von 600 Millionen Euro.

Die im März 2006 verkündete Absicht, die ungeliebte US-Tochter über einen Börsengang loszuwerden, mußte im November 2007 wegen der "aktuell ungünstigen Rahmenbedingungen am US-Kapitalmarkt" vorerst aufgegeben werden. Erst im April 2008 gelang es RWE, 40 Prozent der Aktien an die Börse zu bringen. Die Krise an den Finanzmärkten durchkreuzte aber einen zügigen Verkauf. Erst im Juni 2009 konnte RWE seinen Anteil auf unter 50 Prozent senken. Im August folgte eine weitere Transaktion, die den RWE-Anteil auf 23,5 Prozent senkte.

RWE und Veolia feiern Berliner Wasserbetriebe als "Erfolgsgeschichte einer öffentlich-privaten Partnerschaft"

Dennoch scheint RWE weiterhin ein Auge auf das Wassergeschäft geworfen zu haben. Dies zeigte sich bereits, als die Stadtwerke Dortmund und Bochum mit der ihnen gehörende Gelsenwasser AG einen neuen Kommunalkonzern schmieden wollten. Das Vorhaben scheiterte dem Vernehmen nach deshalb, weil RWE als Großaktionär der Stadtwerke Dortmund seine Zustimmung von einer unmittelbaren Beteiligung am Wassergeschäft des neuen Unternehmens abhängig machte (080405).

Ein weiteres Indiz für das anhaltende Interesse des Konzerns am Wassergeschäft ist eine 167 Seiten starke Broschüre, mit der jetzt RWE und Veolia ihre seit zehn Jahren bestehende Beteiligung an den Berliner Wasserbetrieben als "Erfolgsgeschichte einer öffentlich-privaten Partnerschaft" feiern lassen. Im Auftrag der beiden Energiekonzerne hat das Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) untersucht, wie sich die Wasserbetriebe seit 1999 entwickelt haben. Das Resultat: Sämtliche mit dem Land Berlin vereinbarten Ziele seien erreicht und in vielen Fällen übererfüllt worden. Die Effizienz der Berliner Wasserbetriebe habe sich signifikant erhöht und das Qualitätsniveau wesentlich verbessert. Das Unternehmen hat sich als "bedeutender Treiber, Vordenker und Schrittmacher in der deutschen Wasserwirtschaft etabliert" und es sei "davon auszugehen, daß diese Entwicklung ganz wesentlich auch Ergebnis des Know-how-Transfers durch die privaten Partner ist".

Allerdings läßt sich der Studie auch entnehmen, daß die Berliner Wasserpreise von 1999 bis 2007 um 21,59 Prozent gestiegen sind, fast doppelt so stark wie im Bundesdurchschnitt (11,8 Prozent). Der Anstieg betraf dabei ausschließlich die drei Jahre ab 2004, da die zwei Konzerne sich bei ihrem Einstieg in die Berliner Wasserbetriebe im Konsortialvertrag zur Nichtanhebung der Preise bis Ende 2003 verpflichten mußten.

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