Oktober 2008

081008

ENERGIE-CHRONIK


E.ON zentralisiert den Strom- und Gasvertrieb

Der E.ON-Konzern ist momentan dabei, sechs seiner sieben Regionalversorger umzubauen (siehe Tabelle). Die Regionalgesellschaften bleiben zwar unter dem Dach der E.ON Energie vorerst weiterbestehen, müssen aber die Steuerung des Vertriebs und übergreifende Service-Aktivitäten drei neuen Gesellschaften überlassen, die diese Aufgaben künftig zentral erledigen. In den nächsten drei Jahren sollen gut zehn Prozent der derzeit noch 15.000 Stellen im Vertrieb wegfallen und von heute über 60 E.ON-Niederlassungen nur noch ein Drittel erhalten bleiben. Bei den von der Schließung bedrohten Standorten handelt es sich zum großen Teil um Niederlassungen mit weniger als zehn Mitarbeitern. Insgesamt will E.ON bis 2012 rund 1800 Stellen im Vertriebsbereich auf "sozialverträgliche" Weise beseitigen. Außerdem wird hunderten von Mitarbeitern zugemutet, entweder umzuziehen oder künftig längere Wege zum Arbeitsplatz in Kauf zu nehmen.

E.ON Vertrieb Deutschland GmbH bündelt Produktentwicklung, Preisgestaltung und Marketing

Die Regionalgesellschaften E.ON Avacon, E.ON Bayern, E.ON edis, E.ON Hanse, E.ON Mitte und E.ON Westfalen Weser sind seit 1. September in erster Linie für den Netzbetrieb zuständig. Die Steuerung des Vertriebs (Produktentwicklung, Preisgestaltung und Marketing) überlassen sie der neu gegründeten E.ON Vertrieb Deutschland GmbH mit Sitz in München. Für übergreifende Serviceaktivitäten wie Abrechnung und Kundenkontakt-Management sind zwei neue "Shared Service-Gesellschaften" zuständig: Die E.ON Best Service GmbH mit Hauptsitz in Hamburg und die E.ON Service Plus GmbH mit Hauptsitz in Landshut. Als Gesellschafter der drei Neugründungen fungieren die Regionalversorger, deren Aufgaben sie übernommen haben.

Die sechs alten Regionalversorger gründeten außerdem jeweils neue Gesellschaften für das nunmehr reduzierte Vertriebsgeschäft, die nach außen das vertraute Firmenschild mit dem Zusatz "Vertrieb" hochhalten. Beispielsweise heißt für die Strom- und Gaskunden von E.ON Westfalen Weser der zuständige Ansprechpartner seit 1. September "E.ON Westfalen Weser Vertrieb". Auf diese Weise soll trotz der Zentralisierung die Nähe zum Kunden erhalten bleiben.

E.ON Thüringer Energie AG kann sich der Umstrukturierung entziehen

Als einzige der sieben regionalen Konzerntöchter hat die E.ON Thüringer Energie AG ihre Aufgaben ungeschmälert behalten. Der Grund dafür ist, daß sich hier die kommunalen Miteigentümer, die 47 Prozent der Anteile halten (050802), der Umstrukturierung widersetzt haben. Schon vor acht Jahren hatten die kommunalen Anteilseigner der damaligen Thüringer Energie AG (TEAG) dem Hauptaktionär einen Strich durch die Rechnung gemacht: Damals scheiterte E.ON mit der Absicht, die TEAG mit der Tochter EAM zusammenzulegen, die seit Juli 2005 als "E.ON Mitte" firmiert (001005).

 


Die sieben Regionaltöchter der E.ON Energie und ihre jeweiligen Vorgänger

Heutiger Name Vorgänger-Unternehmen E.ON-Anteil*
E.ON Avacon AG Hastra AG (Hannover), EVM AG (Magdeburg), Überland-Zentrale Helmstedt AG (Helmstedt), Landesgasversorgung Niedersachsen AG, (Sarstedt) (980911, 990318) 66,9 %
E.ON Bayern AG Energieversorgung Oberfranken AG – EVO (Bayreuth), Isar-Amperwerke AG – IAW (München), OBAG (Regensburg), Überlandwerk Unterfranken – ÜWU (Würzburg), Großkraftwerk Franken AG (Nürnberg) (010106, 010208) 100 %
E.ON edis Märkische Energieversorgung AG – MEVAG (Potsdam), Hanseatische Energieversorgung AG – HEVAG (Rostock), Oder-Spree-Energieversorgung AG – OSE (Fürstenwalde), Energieversorgung Müritz-Oderhaff AG – EMO (Neubrandenburg) (981009, 990419) 72,9 %
E.ON Hanse AG Schleswag AG (Rendsburg), Hein Gas Hamburger Gaswerke GmbH (Hamburg) (020907, 030916) 73,3 %
E.ON Mitte AG

EAM Energie AG (Kassel), Gasversorgung Thüringen GmbH - GVT (050802)

Vorgänger der EAM Energie AG: Energie-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland EAM (Kassel), (010507, 020515, 030911)

73,3 %
E.ON Thüringer Energie AG

Thüringer Energie AG – TEAG (Erfurt), Gasversorgung Thüringen GmbH - GVT (Erfurt) (050802)

Vorgänger der TEAG: Energieversorgung Nordthüringen AG - ENAG (Erfurt), Südthüringer Energieversorgung AG – SEAG (Meiningen), Ostthüringer Energieversorgung – OTEV (Jena) (931208, 940202

76,8 %
E.ON Westfalen Weser AG Elektrizitätswerk Wesertal GmbH (Hameln), Elektrizitätswerk Minden-Ravensberg – EMR (Herford), PESAG (Paderborn) (021106, 030708) 62,8 %
*laut Sondergutachten 49 der Monopolkommission "Strom und Gas 2007"