Mai 2003

030511

ENERGIE-CHRONIK


"Industriestrom fast ein Drittel billiger als vor der Liberalisierung"

Trotz des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und der Ökosteuer ist Industriestrom noch immer fast ein Drittel billiger als Mitte der neunziger Jahre. So lautet das Ergebnis einer Studie des Instituts für ZukunftsEnergieSysteme (IZES), Saarbrücken, die im Auftrag des Bundesumweltministeriums die Belastung der stromintensiven Industrie durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) untersuchte und am 19. Mai veröffentlicht wurde.

Die Großabnehmerpreise für Industriestrom sind demnach zwischen 1995 und 2002 von rund 7,6 Cent pro Kilowattstunde auf rund 5,3 Cent gefallen. Diesem Rückgang um rund 30 Prozent stehe ein EU-weiter Rückgang um nur neun Prozent gegenüber. In den USA sei Industriestrom zwischen 1996 und 2002 sogar um sieben Prozent teurer geworden. Die Wettbewerbsposition Deutschlands habe sich also trotz Ökosteuer und EEG verbessert.

Im Januar 2003 hatte der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft erklärt, die Industriestrompreise hätten mit der Anhebung der Ökosteuer und der Belastung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz wieder "in etwa eine Höhe erreicht, wie sie vor Beginn der Liberalisierung 1998 galt". Der VIK widersprach damit Bundesumweltminister Jürgen Trittin, der zuvor den Preisrückgang mit 35 Prozent beziffert hatte (030103).

Die jetzige Feststellung der Studie, daß Industriestrom noch immer erheblich billiger sei als vor der Liberalisierung, ist indessen keine Überraschung: Sie deckt sich im wesentlichen mit anderen Erhebungen, wie denen von Eurostat und den Strompreisindexen des VIK: Wenn man den alten Dow Jones/VIK-Strompreisindex (020410) als Basis des neuen relationalen VIK-Strompreisindexes (021009) nimmt, ergibt sich für März 2003 ein Durchschnittspreis von 6,7 Cent/kWh gegenüber 15,4 Pf/kWh im März 1998. Das Saarbrücker Institut stützt sich bei seinen Berechnungen zum Teil ausdrücklich auf Angaben des VIK (siehe Grafik).

Argumentationshilfe für den Bundesumweltminister

Die IZES-Studie unterstützt Trittin auch darin, daß sie eine weitere Entlastung der stromintensiven Industrie von den EEG-Kosten nicht für angebracht hält. Da sich der umzulegende Gesamtbetrag nicht verändere, bewirke eine solche Entlastung der industriellen Großstromverbraucher eine zusätzlichen Belastung für kleine und mittlere Unternehmen sowie für private Haushalte. Beispielsweise würde sich für private Kunden und Haushalte die jährliche Zusatzbelastung von 12 auf 20 Euro erhöhen, falls sämtliche Stromkunden mit einem Jahresbedarf von 100.000 Kilowattstunden von den EEG-Kosten befreit würden. Eine Entlastung komme allenfalls für besonders stromintensive Unternehmen in Frage, die als Härtefall eingestuft werden können (siehe 030304).

Die Studie kritisiert ferner überhöhte EEG-Ansätze. In Einzelfällen hätten Netzbetreiber bis zu 0,66 Cent/kWh als EEG-Aufschlag verlangt. Nach den Berechnungen des Instituts für das Jahr 2002 seien aber allenfalls rund 0,31 Cent/kWh angemessen gewesen.

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