Januar 2003

030103

ENERGIE-CHRONIK


"Strompreise wieder auf altem Niveau"

Die Industriestrompreise in Deutschland bewegen sich - nach zeitweiligem Rückgang - inzwischen wieder etwa auf dem Niveau vor der Liberalisierung des Marktes. Dies erklärte am 17. Januar der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK). Er widersprach damit Bundesumweltminister Jürgen Trittin, der auf der Energie-Tagung des "Handelsblatts" in Berlin von einem Absinken der Strompreise um 35 Prozent gesprochen hatte. Dies ist nach Meinung des VIK bestenfalls eine "historische Betrachtung", die nur für eine Übergangszeit des sich entwickelnden Wettbewerbs, etwa im Jahre 2000, gegolten habe. Seitdem seien die Strompreise - vor allem infolge staatlicher Belastungen wie Ökosteuer, Erneuerbare-Energien-Gesetz und Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz - wieder stark gestiegen.

Ähnlich steigen die Preise bei den Haushaltskunden: Nach Berechnungen des Verbands der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) belief sich die monatliche Stromrechnung eines deutschen Drei-Personen-Durchschnittshaushaltes mit mittlerem Stromverbrauch (3500 kWh/a) im Jahr 2002 auf 46,99 Euro. Im Jahr werde sie voraussichtlich auf 50,04 Euro steigen und damit die Stromrechnung des Jahres 1968 (49,95 Euro) wieder übertreffen.

Nach einer im Dezember 2001 veröffentlichten Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) zahlten die privaten Haushalte bereits Mitte 2000 mit 24,15 Pf/kWh etwa denselben Strompreis wie vor der Liberalisierung. Seite Anfang 2001 habe der Strompreis für Haushalte mit durchschnittlich 25,50 Pf/kWh sogar deutlich höher gelegen (011224).

"Zorn kommt auf, wenn in diesen Tagen die Jahresendabrechnungen der Stromlieferanten eingehen", bemerkte die "Frankfurter Allgemeine" (14.1.). "Von den vermeintlichen Segnungen der Strommarktliberalisierung spürt der Privathaushalt wenig. Seine Stromrechnung steigt und steigt."

Liberalisierung führt nicht notwendig zu niedrigeren Strompreisen

Die Deregulierung der Energiemärkte ist keine Garantie für fallende Preise. Zu diesem Schluß gelangte eine Studie zum europäischen Energiemarkt, welche die Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst & Young zusammen mit dem französischen Energie-Informationsdienst Enerpresse durchführte. Zum Teil sei das Preisniveau in Ländern mit weniger Deregulierung sogar günstiger. Offensichtlich sei die Höhe der Energiepreise nicht direkt vom Stand der Liberalisierung abhängig, sondern von konkreteren Aspekten des Wettbewerbs wie dem Verhältnis von Nachfrage und Angebot, den Erzeugungskosten oder den Kosten für die Netznutzung.

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