Februar 1997

970201

ENERGIE-CHRONIK


Anti-Kernkraft-Bewegung mobilisiert bundesweit gegen Castor-Transport

Die Anti-Kernkraft-Bewegung mobilisierte im Februar bundesweit gegen den Transport von sechs Castor-Behältern mit radioaktiven Abfällen, die Anfang März im Zwischenlager Gorleben erwartet werden. Der Bundesvorstand der Bündnisgrünen will sich mit Teilen des Fraktionsvorstands ebenfalls an den Demonstrationen beteiligen. Schon im Vorfeld kam es zu diversen Protestaktionen: So demonstrierten am 23.2. rund 3000 Kernkraftgegner vor dem Kernkraftwerk Neckarwestheim. Am 25.2. blockierte Greenpeace das Zufahrtgleis zum Kernkraftwerk Gundremmingen mit einem mistgefüllten Castor-Modell. In Danneberg und Hitzacker besetzten Schüler Turnhallen, in denen Polizisten zur Sicherung des Transports untergebracht werden sollten (taz, 14.2.; SZ, 15.2.; Handelsblatt, 19.2.; FR, 24.2.; SZ, 26.2.).

30 000 Polizisten schützen Transport

Drei der Behälter kommen aus Neckarwestheim, einer aus Gundremmingen und zwei aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague. Sie sollen auf ihrem Weg nach Gorleben zu einem Transport vereinigt werden. Nach Angaben des niedersächsischen Innenministers Glogowski (SPD), der diese Bündelung zu einem "Sechserpack" vorgeschlagen hatte (siehe 961007), werden rund 30 000 Polizisten und Grenzschützer aufgeboten, um die Transportstrecke zu bewachen und die zu erwartenden Ausschreitungen zu verhindern. Die Hälfte davon wird in Niedersachsen eingesetzt. Die Bezirksregierung Lüneburg hat am 24.2. dem Kreistag Lüchow-Dannenberg die Zuständigkeit für die Sicherung des Transports entzogen und ein Demonstrationsverbot entlang der Transportstrecke verhängt (FAZ, 26.2. u. 28.2.).

Wie schon bei früheren Castor-Transporten (siehe 950813) sorgten die Aussagen angeblicher Experten zur Strahlenbelastung für Verunsicherung: Die Gewerkschaft der Polizei zeigte sich besorgt, daß die begleitenden Polizisten einem unzulässigen Gesundheitsrisiko durch Neutronen- und Gammastrahlung ausgesetzt sein könnten. Das hessische Innenministerium will deshalb Informationsblätter zum Strahlenschutz und Dosimeter an die Beamten verteilen (FR, 24.2.; siehe auch 970202 , 970203 u. 970204).