Februar 1997

970204

ENERGIE-CHRONIK


Zug mit Castor-Behältern entgleiste an der deutsch-französischen Grenze

Ein Zug mit abgebrannten Brennelementen aus dem Kernkraftwerk Lingen ist am 4.2. beim Grenzübergang Perl-Apach an der ersten Weiche auf französischem Gebiet entgleist. Drei von vier Waggons sprangen aus den Schienen, stürzten aber nicht um. Nachdem der Zug wieder auf die Schienen gehoben worden war, konnte er am Abend des 5.2. die Fahrt fortsetzen. Die 18 Brennelemente waren in drei Transportbehältern vom britischen Typ Excellok 6 verpackt. Sie wurden vom Emsland über Frankreich zur Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield in England transportiert, weil die Niederlande und Belgien keine Genehmigung für den Transit von Nuklearabfällen zum Verladebahnhof Dünkirchen erteilen. Der Unfall scheint durch einen Schienenbruch verursacht worden zu sein.

Obwohl die Castor-ähnlichen Transportbehälter so ausgelegt sind, daß sie weit größere Belastungen schadlos überstehen, hat der Vorfall in Medien und Politik einigen Wirbel ausgelöst. Teile von SPD und Grünen forderten einen sofortigen Stopp von Nukleartransporten. Das Bundesamt für Strahlenschutz betonte dagegen, daß trotz der Entgleisung des Zuges die Umwelt zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen sei. Der Unfall habe im Gegenteil "gerade gezeigt, daß unser Sicherheitskonzept greift". Der niedersächsische Innenminister Gerhard Glogowski forderte die Öffnung deutscher Seehäfen für Nukleartransporte, um Castor-Behälter auf direktem Wege nach Sellafield oder La Hague bringen zu können (FAZ, 5.2.; Welt, 6.2.; Spiegel, 10.2.).