März 2023 |
230315 |
ENERGIE-CHRONIK |
In Anwesenheit von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eröffnete RWE am 23. März offiziell den Regelbetrieb des neuen Windparks Kaskasi, mit dem zum ersten Mal seit drei Jahren (200108) die Leistung der Windkraftanlagen vor der deutschen Küste wieder erhöht wird. Der Windpark liegt 35 Kilometer nördlich der Insel Helgoland und speist wie der benachbarte RWE-Windpark Amrumbank West über die HGÜ-Anbindung HelWin2 ins Netz ein. Er verfügt über 38 Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von insgesamt 342 MW, die von Siemens Gamesa geliefert wurden. Die Bauzeit auf See betrug insgesamt neun Monate. Die Investitionskosten beliefen sich auf rund 800 Millionen Euro. Drei der Windturbinen sind erstmals mit recyclingfähigen Rotorblättern ausgestattet.
"Kaskasi war im vergangenen Jahr der einzige neue Windpark auf See", sagte Habeck bei der Eröffnungszeremonie auf der Umspannplattform HelWin2. "Die heutige Einweihung ist daher ein wichtiger Meilenstein und soll zugleich einen Wendepunkt markieren. Wir müssen und wollen schneller werden."
RWE betreibt damit insgesamt sechs Windparks vor der deutschen Küste. Die anderen sind "alpha ventus" (60 MW), "Amrumbank West" (288 MW), Nordsee Ost (295 MW) und Nordsee One (322 MW) in der Nordsee sowie"Arkona" (384 MW) in der Ostsee. Die Beteiligung am Pilotprojekt "alpha Ventus" sowie "Amrumbank West" und "Arkona" gehörten früher E.ON und wurden erst im Zuge des 2018 vereinbarten Tauschgeschäfts (180301) RWE übertragen.
Mit dem bis 2020 erreichten Ausbaustand in Nord- und Ostsee war die Abarbeitung jener Projekte abgeschlossen, die schon vor der Umstellung des Vergabeverfahrens auf Ausschreibungen (160702) in Angriff genommen wurden. Ein weiterer Leistungszuwachs war erst zu erwarten, wenn jene Projekte ans Netz gehen, die in den Jahren 2017 und 2018 bei den beiden ersten Ausschreibungen den Zuschlag erhielten (170213, 170401,180413). Diese wurden gemäß § 26 WindSeeG für solche Vorhaben reserviert, die bei der 2015 eingeleiteten Umstellung der Förderpraxis bereits genehmigt oder zumindest weit fortgeschritten waren. Insgesamt waren das sieben Projekte. In der Nordsee gehörte dazu der Windpark Kaskasi, der als erster ab Sommer 2022 abschnittsweise ans Netz ging. Bis 2024 soll GodeWind 3 fertiggestellt sein (einschließlich des Zuschlags für GodeWind 4). Bis 2025 folgen dann Borkum 3 (einschließlich der Zuschläge für Borkum Riffgrund West 1, Borkum Riffgrund West 2 und OWP West) sowie das Projekt He Dreiht, für das die EnBW jetzt am 22. März die endgültige Investitionsentscheidung traf. In der Ostsee sollen bis 2024 zunächst Arcadis Ost 1 und Wikinger Süd realisiert werden, danach Baltic Eagle.
Am 31. Dezember 2022 waren in Deutschland 1.539
Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 8,1 GW in
Betrieb. Bis 2025 wird die Inbetriebnahme aller Projekte aus dem
Übergangssystem erwartet. Weitere Projekte mit Zuschlägen aus den Jahren
2021 und 2022 sowie mit Anspruch auf Netzanbindung gemäß dem
Energiewirtschaftsgesetz sollen bis 2027 realisiert werden, sodass bei
vollständiger Realisierung dieser Projekte die installierte Leistung bis
Ende 2027 auf knapp 13,8 GW gesteigert werden kann. Aufgrund einer im Juli
2022 beschlossenen Novellierung (220703) sieht das
Windenergie-auf-See-Gesetz seit Jahresbeginn allerdings weit höhere
Ausbauziele vor: bis zum Jahr 2030 mindestens 30 GW, bis zum Jahr 2035
mindestens 40 GW und bis zum Jahr 2045 mindestens 70 GW