Januar 2019

190112

ENERGIE-CHRONIK


Neuer Preisvergleicher wirbt mit Verzicht auf Tricks

Die GET AG hat ihr Vergleichsportal "simplaro", das sie im Juni 2018 startete, ab 22. Januar um Gasangebote erweitert. Das Portal wirbt damit, dass es ausschließlich Angebote von seriösen, bonitätsgeprüften Anbietern berücksichtigt und "Lockvogelangebote" ausschließt. Dazu gehört der Verzicht auf Tarife, die nicht kostendeckend sein können oder neue Kunden mit einem Bonus ködern. Solche Angebote werden erst gar nicht in den Vergleich aufgenommen. Die Trefferliste wird nach dem hauseigenen Bewertungskatalog "Simplex" angezeigt, der sich aus Preis, ausgewählten Qualitätskriterien und Kundenbewertungen zusammensetzt. Diese Voreinstellung läßt sich wahlweise durch die alleinigen Kriterien "Preis", "Qualität" oder "Kundenbewertung" ersetzen. Um einen realistischen Preisvergleich zu ermöglichen, muss allerdings auch bei diesem Portal der voreingestellte Grundversorgungstarif abgewählt und durch günstigere Wahltarife des jeweils örtlich zuständigen Grundversorgers ersetzt werden.

Strom- oder Gasanbieter, die in den "Simplex" aufgenommen werden wollen, zahlen keine individuellen Provisionen pro Vertragsabschluss, sondern eine einheitliche Teilnahmegebühr, bis eine bestimmte Anzahl von Verträgen vermittelt wurde. Den Verbrauchern empfiehlt sich das Portal so: "Wenn Sie auf der Suche nach seriösen Anbietern und Tarifen sind, die Sie nicht im zweiten Schritt teuer zu stehen kommen, sind Sie bei uns richtig. Wenn Sie auf der Jagd nach der größtmöglichen Ersparnis für sich sind, können wir Ihnen nicht das billigste Angebot bieten. Dann sind Sie bei den Discountangeboten besser aufgehoben, sollten aber stets das Kleingedruckte im Auge behalten."

"Simplex" -Teilnehmer werden vorrangig angezeigt

Ein am 22. Januar durchgeführter Test für einen Strom-Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden in Heidelberg ergab an erster Stelle drei "Simplex"-bewertete und auch grafisch besonders hervorgehobene Angebote, die gegenüber dem Grundversorgungstarif (1.364,72 Euro) eine Ersparnis zwischen 104,32 und 22,75 Euro im ersten Jahr verhießen. Es handelte sich dabei um E.ON mit "e wie einfach" und zwei Angebote der "GAS IN GmbH". Erst danach zeigte die Trefferliste 15 Angebote anderer Firmen, die mit Einsparungen zwischen 194,09 bis 114,74 Euro deutlich günstiger waren als die drei optischen Spitzenreiter. Daneben stand jeweils der Vermerk: "Der Anbieter ist kein Teilnehmer von Simplaro. Wir können diesen Tarif nicht bewerten und vermitteln, uns liegen nur die Preisinformationen vor."

Bei Ersetzung der Voreinstellung "Simplex" durch "Preis" erschien "e wie einfach" an 16. Stelle. Die beiden Angebote der GAS IN folgten an 22. und 23. Stelle. Sie wurden allerdings weiterhin optisch hervorgehoben. Bei "Qualität" war das Ergebnis identisch mit "Simplex". Die Einstellung "Kundenbewertung" ergab lediglich den Hinweis, dass für die in den "Simplex" einbezogenen Angebote noch keine Kundenbewertungen vorlägen.

Beim Vergleich mit dem Wahltarif des Grundversorgers war kein einziges Angebot günstiger

Bemerkenswert: Nach dem Austausch des voreingestellten Grundversorgungstarifs der Stadtwerke Heidelberg durch den Wahltarif "heidelberg STROM fix 2020/2" (1.161,64 Euro) war kein einziges Angebot günstiger. Dasselbe Ergebnis stellte sich bei Verivox ein, wenn man die Voreinstellung sowohl für den Bonus als auch für den Vergleichstarif abwählte. Einzige Ausname war bei Verivox der Anbieter energy2day (181204, 130113), der um gerade mal 41 Cent günstiger war. Bei "Check 24" war der erwähnte Anbieter um 35 Cent günstiger, wenn man die beiden irreführenden Voreinstellungen beseitigte. Hinzu kam hier noch "stromio" (170703) mit zwei Angeboten, die den Heidelberger Wahltarif um 2,95 Euro oder 2,5 Promille der Jahresrechnung unterboten.

Markt für Preisvergleiche bei Strom und Gas wird zu 95 Prozent von einem Duopol beherrscht

"Simplaro" enthält demnach tatsächlich die wesentlichen Informationen, mit Ausnahme einiger Krümel, die teilweise ohnehin ein zweifelhafter Genuss wären. Die Voreinstellung des Grundversorgungstarifs als Vergleichsbasis praktizieren auch andere Preisvergleicher, um möglichst hohe Einsparungen zu suggerieren. Die Hervorhebung der "Simplex"-bewerteten Angebote ist nicht unbedingt ein Vorteil. Sie erscheint aber als Konzession an die Finanzierungsgrundlage tolerabel, zumal sie tatsächlich Qualitätsmerkmale enthält und abgewählt werden kann. Im übrigen ist "Simplex" natürlich darauf angelegt, einen gewissen Druck auf die nachrangig angezeigten Anbieter auszuüben, ebenfalls einen Vermittlungsvertrag abzuschließen. Bisher scheint dieser Druck nicht sonderlich groß gewesen zu sein, denn die Anzahl der teilnehmenden Firmen ist noch recht gering. Das hat wiederum damit zu tun, dass der Markt für Preisvergleiche sehr stark monopolisiert ist, denn die daraus resultierenden Vermittlungen erfolgen zu 95 Prozent über Verivox oder Check24 (181203). Bei größerer Bekanntheit könnte sich das aber ändern, da "simplaro" insgesamt einen soliden Eindruck macht und noch nicht lange am Markt ist. Das neue Portal vermehrt so die Alternativen zu den beiden Platzhirschen, zu denen insbesondere "energieverbraucherportal", "mut-zum-wechseln", "switchup" und "hauspilot" zählen.

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