Januar 2017 |
170114 |
ENERGIE-CHRONIK |
Im EU-Durchschnitt hat der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung seit 2010 um zehn Prozent zugenommen. Deutschland gehörte dabei zu den sieben Staaten mit stärkerem Zuwachs, während 21 Mitgliedsländer unter dem Durchschnitt blieben. |
Die Stromerzeugung in der Europäischen Union ist im Jahr 2016 deutlich klimafreundlicher geworden: Der CO2-Ausstoß der Kraftwerke in den 28 EU-Staaten sank um 4,5 Prozent. Der Hauptgrund dafür war der vermehrte Einsatz von Erdgas zur Stromerzeugung zu Lasten der klimaschädlichen Kohleverstromung. Zugleich wuchs der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von 29,2 auf 29,6 Prozent. Die Erneuerbaren dominierten damit im Strommix erneut vor der Kernenergie, die einen Anteil von 26,3 Prozent hatte und schon 2015 auf den zweiten Platz verwiesen worden war. Dies ergibt sich aus einer Studie, die gemeinsam von Agora Energiewende und dem britischen "Think Tank" Sandbag erarbeitet und am 25. Januar veröffentlicht wurde.
Der Wechsel von Kohle zu Gas bei der Stromerzeugung wurde allerdings durch die Schließung etlicher Kohlekraftwerke in einigen Ländern und durch sehr günstige Gaspreise in der zweiten Jahreshälfte von 2016 getrieben. Dadurch wurden Gaskraftwerke zeitweise wieder konkurrenzfähig, die zuvor gegenüber Steinkohlekraftwerken das Nachsehen hatten. Eine vergleichbare Situation wird es voraussichtlich nicht nochmals geben. Bis 2020 sind bislang nur wenige Schließungen von Kohlekraftwerke angekündigt, und die Gaspreise übersteigen inzwischen wieder das Niveau der Kohlepreise. Die Autoren der Studie äußern deshalb große Zweifel, ob der Auftrieb für Gaskraftwerke Bestand haben wird.
Verläßlicher ist der Beitrag zum Klimaschutz, der sich aus dem steigenden Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung ergibt. Allerdings fiel der Zubau 2016 geringer als in den Vorjahren aus. Hinzu kamen wetterbedingte Einbußen bei der Wind- und Solarstromproduktion, weshalb diese kaum das Niveau von 2015 überstieg. Für 2017 und spätere Jahre erwarten die Autoren wieder ein stärkeres Wachstum beim Erneuerbaren-Strom: Vor allem die Kosten für Strom aus Solarenergie und aus Offshore-Windkraft sind in den vergangenen Monaten drastisch gesunken.
Der europäische Handel mit Emissionszertifikaten versagt weiterhin als Instrument des Klimaschutzes. Nach Feststellung der Studie hat er den Wechsel von Kohle zu Gas im Jahr 2016 zumindest nicht unterstützt. Die Menge der ausgegebenen Emissionszertifikate überschritt auch 2016 die Menge der verbrauchten Zertifikate bei weitem. Die Bugwelle überschüssiger Zertifikate, die das Emissionshandelssystem bereits seit einigen Jahren aufbaut, überschritt 2016 erstmals die Marke von 3 Milliarden Tonnen und misst nun 3,2 Milliarden Tonnen. Auch die vorliegenden Vorschläge für eine Reform des Europäischen Emissionshandelssystems ETS werden vermutlich nicht dazu führen, daß die Preise für CO2-Emissionen wieder deutlich steigen und so einen Wechsel von der Kohle- zur Gasverstromung bewirken.